Bild nicht mehr verfügbar.

Ägypten hofft, mit einem flexiblen Wechselkurs zum Dollar die Wirtschaft anschieben zu können

Reuters

"Man zwingt uns in die Illegalität", hatte sich zu Wochenbeginn ein ägyptischer Geschäftsmann öffentlich beklagt. Die Dollar-Knappheit der letzten Monate machte den Gang auf den Schwarzmarkt unverzichtbar für alle, die ihr Business am Laufen halten wollten.

Die Krise war das beherrschende Gesprächsthema an jedem Kaffeehaustisch und die Auswirkungen und Einschränkungen für alle zu spüren; angefangen vom Zucker, der in den Geschäften fehlt, bis zu Importverboten, Einschränkungen im Onlinehandel oder zum deklarierten Verzicht auf ausländische Sporttrainer. Überhitzung und Spekulation haben den Dollar auf dem Schwarzmarkt am Montag auf den Höchststand von über 18 Pfund, bei einem offiziellen Kurs von 8.88, getrieben.

Notbremse gezogen

Am Donnerstag hat Zentralbankchef Tarek Amer die Notbremse gezogen; den Kurs freigegeben und die Zinssätze um drei Prozentpunkte erhöht. Die großen Banken haben den Dollar daraufhin für 14,30 Pfund verkauft, was einem Einbruch von 61 Prozent gleichkommt. Amer hatte schon früher das Festhalten an einem starren Dollarkurs kritisiert – eine Politik, die das Land Milliarden an Devisenreserven gekostet hat. Im März war eine Abwertung um 13 Prozent, weil viel zu gering, gleich wieder verpufft. Die Börse in Kairo hat positiv reagiert und zu Beginn des Handels acht Prozent zugelegt. Die Zentralbank hebt alle Restriktionen auf, und die Banken werden Sonderschichten einlegen, um all die aufgestauten Devisentransaktionen abzuwickeln, für die sie vier Milliarden Dollar erhalten hat.

Hoffen auf Schub

Die Regierung hofft, mit dem Floating der Währung einen kräftigen Schub für die Wirtschaftsentwicklung auszulösen und vor allem ausländische Investoren zurückzugewinnen. Auch für Touristen wird das Reiseland Ägypten nun preislich attraktiver. Allerdings spielen auch Stabilität und Sicherheit eine entscheidende Rolle für potenzielle Feriengäste. Der Einbruch des Tourismus seit der Revolution von 2011 – in diesem Jahr sind die Einnahmen um acht Milliarden Dollar geringer als im Rekordjahr 2010 – ist zusammen mit weniger ausländischen Investitionen und einem Rückgang der Geldüberweisungen der Ägypter im Ausland der zentrale Grund für die Devisenknappheit.

Eine Korrektur des Wechselkurses gehörte neben einem Subventionsabbau zu den Auflagen des Internationalen Währungsfonds für einen Zwölf-Milliarden-Dollar-Kredit, über den demnächst definitiv entschieden werden soll. Er ist notwendig geworden, weil im Budget eine Lücke von 12,2 Prozent klafft. Die Regierung hat versprochen, ihre Sozialprogramme auszubauen, um die Folgen für Schwächsten – die Armut liegt bei über 27 Prozent – abzumildern. (Astrid Frefel aus Kairo, 3.11.2016)