Die Arbeitgeber der Maschinen- und Metallwarenindustrie wollen nach der geschlagenen Herbstlohnrunde das Ritual reformieren. Das ist ein guter Ansatz. Das Muster scheint in der Tat antiquiert. Was alternative Vorschläge zu zähen nächtlichen Marathongesprächen betrifft, bei denen am Ende meist das Sitzfleisch über die (ökonomische) Vernunft siegt, sind die Industriellen freilich sehr traditionell. Sie machen gar keine Vorschläge – wohl auch deshalb, weil sich das Feilschen um Prozente schwerlich an Roboter delegieren lässt.

Wie auch immer das neue Verhandlungsprozedere aussehen mag, eines ist klar: Eine Lohnrunde ist keine Erziehungsanstalt. Wenn die Gewerkschafter mit der Forderung nach drei Prozent mehr Lohn und Gehalt in die Herbstlohnrunde gehen, dann mag das überzogen, unvernünftig oder jenseitig sein. Als einzige Antwort ein "realitätsnahes", also niedrigeres Angebot zu fordern, wie es die Arbeitgeber taten, ist aber doch recht schlicht. Und führt, wie man sieht, auch nicht weiter. Der verzopfte Kollektivvertrag blieb unreformiert, und komplizierte, in der Administration aufwendige Regelungen sind weiterhin kostspielig.

So gesehen haben die enorm unter Konkurrenzdruck stehenden und unter hohen Abgaben und Lohnnebenkosten leidenden Unternehmer zu hoch gepokert. Denn am Ende kamen Lohnerhöhungen heraus, die sich gemäß "Benya-Formel" bereits vor der Lohnrunde hatten errechnen lassen. (Luise Ungerboeck, 4.11.2016)