Foto: AFP / Jean Pierre Clatot

Pro
von Ronald Pohl

Es ist verrückt: Ein alpiner Schneegott lüftet seinen Beutel, schon versinken Österreichs köstliche Hänge in der weißen Pracht (wenigstens hin und wieder tun sie das!). Wir Einheimischen sind es nicht anders gewöhnt.

Zehntausende Wiener Kinder erlernten in den sagenumwobenen Jahren der Gratisschulbücher und der hepatitisfarbenen Zahnzuckerln die miteinander verschwisterten Fertigkeiten des Ausstemmens und des Beiziehens.

Skipaare im Gegenwert mittlerer Gebrauchtwagen wechselten die Besitzer. Kein Österreicher, den Gondeln gegen das Gipfelkreuz hochschaukelten, wird jemals den würzigen Geruch aus Fußschweiß, Skiwachs und Sonnenöl aus der Nase verlieren. Was du erschnuppert hast, erwirb es, um es zu besitzen! Doch damit hat der Wahnsinn noch kein Ende.

Kaum ist General Winter aus seinem Kasino gekrochen, fallen Fremde wie Heuschrecken über unsere nudelsauberen Pisten her. Sie hören auf den Hütten DJ Ötzi und essen unseren Kaiserschmarren weg. Da ist es nur billig, dass sie bei der Liftkarte ein paar Euronen drauflegen.

Kontra
von Ljubisa Tosic

Super Idee. Der Inländer sagt den Malediven Adieu, verweilt hinfort nur noch im Schnäppchenparadies Heimat. Der geschröpfte Gast aus dem Ausland schwört zwar, nie mehr das geldgierige Alpenland zu beehren. Dies allerdings ist nur einem Diskriminierungsschock geschuldet, der mit der nahenden Angebotslawine nicht rechnet. Die Zusatzeinnahmen durch das pekuniäre Ausnehmen der Fremdsprachler lösen ja einen Ideenboom aus, animieren den alpinen Fremdenverkehr etwa, in jedem Bundesland ein überdachtes Meer anzulegen, das horrende Einnahmen generiert.

Wasserbetretungsgebühren, Tauchzulage und Strandliegeaufschlag lassen das Bruttoinlandsprodukt explodieren. Dem sich ergebenden ganzjährigen Sommer steht ein natürlicher Winter als Zusatzangebot zur Seite. Also Wintersommer! Ein unschlagbares Doppelangebot, das den Ausländer seine Diskriminierung gerne akzeptieren lässt.

Als der konkursgefährdete Hotelier dann aufwachte und auf die leeren Schneehänge sah, befiel ihn das Gefühl, die Tarifidee sei vielleicht doch nicht ganz so gut gewesen. (RONDO, 11.11.2016)