Wahlkampfleiterin Kellyanne Conway verhalf Donald Trump zum Sieg.

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Monatelang hatte sich Donald Trump nicht darum gekümmert, einen echten "Pollster" an Bord zu holen; jemanden, der Umfragedaten interpretieren und Wählerverhalten justieren kann. Monatelang hatte die Devise "Lasst Trump Trump sein!" gegolten. Das änderte sich erst im August: Da übernahm Kellyanne Conway als erste Frau die Leitung eines republikanischen Präsidentschaftswahlkampfs.

Der Auftrag für die 49-jährige Chefin der eigenen Firma "The Polling Company": Trumps Profil zu schärfen und seiner Kampagne zu mehr Substanz zu verhelfen. Die aus hunderten TV-Auftritten bekannte Expertin für Focus-Groups sollte Hoffnungen und Ängste der Wählerschaft gewinnbringend für Trump einsetzen. Sie sollte Trump, den Hitzkopf, kontrollieren und dirigieren – aber so behutsam, dass er stets authentisch und glaubwürdig rüberkommen würde. Damit war sie überraschend erfolgreich.

Am nötigen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, nicht zuletzt als Krisenmanagerin, mangelt es Conway, geborene Fitzpatrick, nicht. Die ehemalige Miss "New Jersey, Blueberry Princess" glaubte sogar nach "Pussygate" – dem Skandal um das Video, das Trumps vulgäres Gehabe gegenüber Frauen offenbarte – fest an ihren Boss: "Trump wird die Wahl nicht anfechten, denn er wird gewinnen!" Hinter den Kulissen soll es allerdings heftig zugegangen sein. Weniger wegen des Videos, so wusste CNN zu berichten, sondern vielmehr, weil Trump selbst nicht mehr an einen Sieg geglaubt haben soll – das aber passte der ehrgeizigen Conway gar nicht.

Die Tochter einer Italienerin und eines Iren wuchs nach deren Scheidung in katholisch geprägtem Milieu mit Mutter, Großmutter und zwei unverheirateten Tanten in New Jersey auf. Nach ihrem Politik- und Jusstudium in Washington wollte sie Richterin werden, verlegte sich aber bald auf Markt- und Meinungsforschung und gründete 28-jährig ihre eigene Firma. Schon bald zählten zu Conways politischen Kunden nicht nur Konservative wie Newt Gingrich, für den sie 2012 Wahlkampf machte, sondern auch der Gouverneur von Indiana, Mike Pence – nunmehr designierter US-Vizepräsident.

Ab 2015 lobbyierte sie zunächst für den texanischen Senator Ted Cruz, doch dann sicherte sich das Trump-Team die Expertise der mit einem Rechtsanwalt verheirateten vierfachen Mutter – ein Schachzug, der den Wahlausgang 2016 mitentschieden haben könnte. (Gianluca Wallisch, 9.11.2016)