Markus Hinterhäuser gibt den Salzburger Festspielen 2017 einen thematischen Rahmen. Die Strategien der Macht spiegeln sich in den fünf neuen Opern und in den vier neuen Dramen. Debüts gibt es auch in der Regie und im Gesang.

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Salzburg – Markus Hinterhäuser hat in seiner ersten Intendanz der Salzburger Festspiele eine klare dramaturgische Handschrift im Programm hinterlassen: Die Strategien der Macht ziehen sich wie ein roter Faden durch das Opernprogramm mit fünf Neuinszenierungen. "Eine Salzburger Dramaturgie kann nur aus dem hier und jetzt entstehen", sagt Hinterhäuser. Ziel sei es, eine Erzählung vorzunehmen, die mitbedenke, dass Kunst auch die Aufgabe habe, die Welt zu reflektieren.

Bereits bei der Eröffnungsoper Mozarts La clemenza di Tito stehen Politik und Macht im Zentrum. Unter der Leitung von Teodor Currentzis wird das von ihm gegründete Orchester Musica Aeterna die Salzburger Festspiele eröffnen. Als Amplitude hat Hinterhäuser Aribert Reimanns Lear programmiert. Die Oper behandle die Einsamkeit und das Irrewerden durch Macht, erklärt der Intendant. Franz Welser-Möst wird die Wiener Philharmoniker dirigieren. Mit dem Australier Simon Stone wurde einer der nicht genuinen Opernregisseure verpflichtet.

Bildende Künstler inszenieren

Hinterhäuser gibt die Opernregie auch in die Hände bildender Künstler. "Das birgt ein Risiko, macht es aber interessant", sagt Hinterhäuser. Für Spannung sorgt etwa die Neuinszenierung der Aida, die erstmals Anna Netrebko singt. Die iranische Filmemacherin und Künstlerin Shirin Neshat gibt ihr Regiedebüt, dirigiert wird Aida von Verdi-Kenner Riccardo Muti. Ebenfalls aus der bildenden Kunst kommt der Südafrikaner William Kentridge, der bei Alban Bergs Wozzeck mit Matthias Goerne in der Titelrolle die Regie übernimmt. Bei Dimitri Schostakowitsch Lady Macbeth von Mzensk wird Mariss Jansons erstmals als Operndirigent auftreten.

Im Schauspiel gibt es 2017 neben dem traditionellen Jedermann – heuer mit Tobias Moretti und Stefanie Reinsperger – Stücke zu sehen, die nie bei den Festspielen aufgeführt wurden. Die neue Schauspielchefin Bettina Hering will mit vier Neuinszenierungen die Vielfalt theatralische Ansätze zeigen. Mit Hauptmanns Rose Bernd und Wedekinds Lulu stellt sie zwei sehr unterschiedliche Zeitgenossen nebeneinander. Die Regie liegt in weiblicher Hand: Karin Henkel inszeniert das sozialkritische Hauptmann-Stück, und Lulu wird von der griechischen Filmregisseurin Athina Rachel Tsangari gleich mit drei Lulu-Darstellerinnen besetzt.

Laiendarsteller und Lesungen

Ödön von Horváths Kasimir und Karoline wird als partizipatives Stück mit Laiendarstellern vom New Yorker Regiekollektiv 600 Highwaymen als Volksstück inszeniert. Regisseurin Andrea Breth bringt mit Harold Pinters Die Geburtstagsfeier eine abgründige Komödie ins Landestheater. Hinzu kommen vier spartenübergreifende Diskussionsabende und drei Lesungen. Darunter ein Lesemarathon von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften.

Hervor sticht auch die neue Konzertreihe unter dem Titel Zeit mit..., die sich mit dem Werk von Schostakowitsch beschäftigt. Die Ouverture spirituelle geht 2017 das sechste Mal über die Bühne und steht unter dem Motto "Transfiguration". Eine neue Oper haben die Festspiele übrigens nicht in Auftrag gegeben. Den "Ritterschlag" einer Uraufführung hält Hinterhäuser nicht für notwendig. (Stefanie Ruep, 10.11.2016)