Marco Schwarz, Vincent Kriechmayr und Manuel Feller (von links) absolvierten im vergangenen Winter ihre beste Saison. Das Trio ist bereit für den nächsten Schritt.

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Vincent Kriechmayr ist einer der Besten im ÖSV-Speedteam.

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Levi/Wien – Allzu oft hat der fünffache Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher in den vergangenen Jahren die Ehre der ÖSV-Herren gerettet. Hinter ihm tat sich im Technikbereich eine große Lücke auf. Im Speedbereich waren abseits von Hirscher Hannes Reichelt und Matthias Mayer die einzigen Siegläufer. Letztere zwei waren in den vergangenen Jahren das eine oder andere Mal verletzt.

Von Krise im ÖSV-Herrenteam war oft die Rede. Aber es gibt Hoffnung. Die Hoffnung trägt drei Namen: Marco Schwarz, Manuel Feller, Vincent Kriechmayr. Alle drei fuhren 2015/16 ihre beste Saison. Alle drei warten noch auf ihren ersten Sieg. Alle drei könnten es diesen Winter schaffen.

Der ruhige Marco Schwarz

Marco Schwarz, 21, Kärntner, sagt: "Der Sieg ist sicher ein Ziel." Schwarz gilt als eines der größten Talente im ÖSV-Team. 2012 gewann er bei den Jugend-Winterspielen dreimal Gold, 2014 wurde er Juniorenweltmeister im Super-G. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sieht in Schwarz einen künftigen Gesamtweltcupsieger. Schwarz sagt: "Das ehrt mich. Es wird nicht einfach." Er lässt sich nicht unter Druck setzen. "Ich mache mir eigentlich überhaupt keinen Druck."

In der Vorsaison fuhr er erstmals in die Punkteränge, danach fünfmal in die Top-Ten und zweimal aufs Podest. Immer im Slalom. Am Sonntag steigt in Levi der erste Saisonslalom. Nervös wird er nicht sein. "Ich bin eigentlich nie nervös." Zwischen erstem und zweitem Durchgang denkt er nicht viel nach. Er muss sich dafür nicht ablenken. "Das geht einfach so." Marco Schwarz ist kein Mann der großen Worte. "Die ruhige Art", sagt er, "ist eine Stärke von mir." Und Schwächen? "Fällt mir jetzt keine ein, es gibt sicher welche."

Der geplagte Manuel Feller

Manuel Feller, 24, Tiroler, träumt selbstredend auch vom ersten Weltcupsieg. Fünf seiner sieben Top-Ten-Plätze holte er im vergangenen Winter. Sein bisher bestes Ergebnis: Platz vier im Riesentorlauf von Val d’Isère im Dezember 2015. Aber Feller hat vorerst eine andere Priorität, den Rücken. "Der erste Sieg", sagt er, "wäre, wenn der Rücken wieder passen würde." Fast die komplette Saison 2014/15 verpasste er wegen eines Bandscheibenvorfalls. Jetzt macht ihm eine andere Bandscheibe zu schaffen. "Ich habe nicht das trainieren können, was ich wollte."

Immer wieder habe es ihm beim Skifahren einen Stich versetzt, dann musste er einige Tage pausieren. Zuletzt verlief das Training einigermaßen schmerzfrei. "Ich will Rennen fahren und ich fühle mich auch irgendwie bereit dafür, aber es ist eine gewisse Unsicherheit da."

Schwarz und Feller sind neben Hirscher und Philipp Schörghofer die besten Techniker im ÖSV-Herrenteam.
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Feller kann gut Slalom – 2013 war er Juniorenweltmeister -, aber der Riesentorlauf ist ihm lieber. "Die Tore kommen nicht so schnell auf einen zu. Wenn ich einen Hackler habe, habe ich mehr Millisekunden Zeit zum reagieren." Andererseits gebe es im Slalom die großen Klassiker, wie Kitzbühel und Schladming.

Seine Stärke sieht Feller im mentalen Bereich. "Ich denke mir am Start: Scheiß der Hund drauf. Teilweise wird mir das zum Verhängnis und teilweise ist es genau das, was mich schnell macht." Im vergangenen Winter sei er nur in einem Rennen nervös gewesen: Kitzbühel. "Das ist einfach ein besonderes Rennen für mich. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einer WM-Medaille und einem Kitzbühel-Sieg, würde ich Kitzbühel nehmen."

Der schnelle Vincent Kriechmayr

Vincent Kriechmayr hätte auch nichts gegen einen Erfolg in Kitzbühel, allerdings in der Abfahrt. Des Speed-Spezialisten beste Disziplin ist aber der Super-G. Dreimal fuhr der 25-jährige Oberösterreicher im Weltcup aufs Podest, zweimal im vergangenen Winter. "Es war ein guter Sommer", sagt Kriechmayr. "Ich hoffe, dass ich wieder einen Schritt nach vorne machen kann." Der Fokus bleibt auf den Speeddisziplinen.

Wie Schwarz und Feller will sich auch Kriechmayr nicht unter Druck setzen lassen. "Ich spüre keinen Druck." Nach dem Saisonauftakt in Sölden ginge es für den Oberösterreicher in zwei Wochen in Lake Louise mit Abfahrt und Super-G weiter. Allerdings sind sämtliche Rennen in Nordamerika wegen zu warmer Temperaturen von einer Absage bedroht.

Gut möglich, dass die Lücke hinter Hirscher heuer geschlossen wird. Schwarz, Feller und Kriechmayr sind jedenfalls bereit für den nächsten Schritt. (Birgit Riezinger, 11.11.2016)