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Donald Trump könnte schon bald wieder Geschichte sein.

Foto: Reuters/Kelly

Es ist nicht leicht, in der Dunkelheit, die durch Donald Trumps Wahlsieg über die USA und die ganze Welt eingebrochen ist, ein Licht zu entdecken. Aber es ist möglich. Die verrückteste Präsidentschaft der US-Geschichte könnte schon bald wieder zu Ende gehen – und den Demokraten die Chance zu einer Rückkehr an die Macht geben.

Was wie naiver Zweckoptimismus klingt, beruht auf einer nüchternen Überlegung: Die Einschätzung, dass Donald Trump nicht qualifiziert ist, die Vereinigten Staaten zu regieren, gilt nach dem 8. November genauso wie davor. Dass zwei Prozent mehr Amerikaner ihn gewählt haben als erwartet – eigentlich zwei Prozent weniger für Hillary Clinton gestimmt haben –, ändert daran nichts.

Kehrtwenden und Machtkämpfe

Folgendes Szenario ist daher vorstellbar: Die Trump-Präsidentschaft wird schon bald im Chaos versinken. Erratische Entscheidungen, Empörung über die Abkehr von Wahlversprechen – die Kehrtwende zu Obamacare wird nicht die letzte sein –, Machtkämpfe zwischen traditionellen Republikanern, populistischen Hardlinern und Trumps Familie: All das wird ein furchtbares Bild abgeben und die Popularitätswerte für ihn und die Partei in den Keller rasseln lassen.

Die Republikaner im Kongress werden versuchen, Trump zur Seite zu drängen und seinen Vize Mike Pence zum tatsächlichen Staatschef zu machen. Aber das wird sich Trump auch nicht gefallen lassen und vehement zurückschlagen – vor allem gegen die eigene Partei. Allein um die Republikaner zu ärgern, wird er immer öfter zu früheren liberalen Positionen zurückkehren.

Lieber im New Yorker Trump Tower

Gleichzeitig hält er es in Washington immer weniger aus und zieht sich in seinen Trump Tower nach New York zurück. Weil die Politik so mühsam und unbefriedigend ist, widmet er sich immer mehr den Geschäften des Trump-Konzerns.

In Washington werden Stimmen für ein Impeachment laut, auch bei den Republikanern. Einen Anlass könnten massive finanzielle Unvereinbarkeiten bieten.

Pence statt Trump

Von allen Seiten unter Druck und auch verlassen von seinen enttäuschten Wählern gibt Trump Mitte 2018 auf und tritt zurück. Pence wird Präsident und es erfolgt traditionelle republikanische Politik. Er und seine Regierung leiden aber schwer unter dem Ballast der Trump-Zeit.

Die Kongresswahlen im November 2018 werden zum Massaker für die Republikaner. Sie verlieren den Senat und das Repräsentantenhaus an die Demokraten. Pence kann immer weniger durchsetzen und verliert 2020 die Wiederwahl gegen einen demokratischen Kandidaten oder eine Kandidatin – etwa Elisabeth Warren, der es gelingt, die einstigen Trump-Wähler zu gewinnen.

Ach hätte Clinton doch gewonnen!

Die Republikaner stecken in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten – etwas, was ihnen ein knapper Clinton-Sieg 2016 erspart hätte.

Ist das Szenario wahrscheinlich? Nicht unbedingt. Aber wer hätte vor sechs Monaten gedacht, dass Trump der nächste US-Präsident werden wird? (Eric Frey, 12.11.2016)