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Igor Dodon will Moldau neu ausrichten.

Foto: REUTERS/Gleb Garanich

Chisinau – Die frühere Sowjetrepublik Moldau steht vor einem Kurswechsel: Sieger der Präsidentschaftswahl am Sonntag ist der Sozialist Igor Dodon, der die Hinwendung des Landes an die EU aufgeben und es wieder enger an Russland binden will. Er lag nach Auszählung fast aller Stimmen mit 55,3 Prozent klar vor seiner EU-freundlichen Gegenkandidatin Maia Sandu, die auf 44,7 Prozent kam.

Das Endergebnis soll am Montagvormittag verkündet werden, Dodon beanspruchte den Sieg aber bereits in der Wahlnacht für sich: "Wir haben gewonnen, und jeder weiß es." Der frühere Wirtschaftsminister hatte im Wahlkampf einen außenpolitischen Kurswechsel und ein hartes Vorgehen gegen die Korruption versprochen. Seine Kampagne richte sich "gegen die Oligarchen, gegen diejenigen, die unser Land ausgeraubt haben und es zerstören wollen", hatte er bei der Stimmabgabe gesagt.

Kritik an Hinwendung zur EU

Dodon kritisierte im Wahlkampf auch immer wieder die Hinwendung Moldaus zur EU und plädierte für eine strategische Partnerschaft mit Russland. Der bisherige Kurs habe dem Land nichts gebracht, argumentiert er. Sandu von der Mitte-rechts-Opposition setzte hingegen auf die europäische Integration. Sie war früher Mitarbeiterin der Weltbank.

Ähnlich wie die benachbarte Ukraine ist Moldau zerrissen zwischen Befürwortern einer Anbindung an die EU und einer Hinwendung zu Russland. Seit Juli 2014 ist die zwischen Rumänien und der Ukraine gelegene Republik mit der EU durch ein Assoziierungsabkommen verbunden, Russland verhängte daraufhin Strafmaßnahmen, die auf Moldaus Agrarsektor zielten.

Das Gesicht der prorussischen Kräfte

Dodon ist das Gesicht der prorussischen Kräfte in Moldau. Als Chef der Sozialistischen Partei führt er die stärkste Fraktion im Parlament. Als Wirtschaftsminister (2006–2009) und Vizeministerpräsident (2008–2009) hat er bereits Regierungserfahrung, bis 2011 war er KP-Mitglied, zudem leitet er den moldauischen Schachverband. Für den 41-Jährigen ist Russland kulturell und historisch der natürliche Partner Moldaus, wo viele Menschen russischsprachig sind.

Die Beteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission bei 53,3 Prozent. Die Bürger des 3,5-Millionen-Einwohner-Landes konnten erstmals seit 1997 direkt über den Präsidenten entscheiden, bisher war das dem Parlament vorbehalten.

Das ärmste Land Europas

Moldau ist das ärmste Land Europas. Das durchschnittliche Monatsgehalt liegt nach Angaben der Weltbank bei nur 240 Dollar (rund 220 Euro), 41 Prozent der Einwohner verfügen über weniger als fünf Dollar am Tag. Das Land steckt seit längerem in einer politischen Krise und wird immer wieder von Korruptionsaffären erschüttert. (APA, 14.11.2016)