Plácido Domingo und Davinia Rodriguez in "Macbeth" am Theater an der Wien.

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Wien – Auch beim zweiten Hinsehen wird diese Macbeth-Inszenierung im Theater an der Wien keine Oase des Esprit und der Lebendigkeit. Der regieführende Intendant Roland Geyer hatte immerhin den Mut, abermals vors Publikum zu treten und Unmut auf sich zu nehmen. Es war nicht ganz so schlimm wie am Freitag – es hängt ja immer auch von der darstellerischen Fähigkeit der Sänger ab, ob bei einer schwer zu bändigenden Oper zumindest punktuell (der Inszenierung helfende) szenische Lichtblicke entstehen.

Und etwas Hilfe kam: Nach dem blassen Duo Adina Aaron (Lady Macbeth) und Roberto Frontali (Macbeth) übernahmen bei dieser am Schluss etwas arioseren Fassung Davinia Rodriguez und Plácido Domingo die in jeder Hinsicht mörderischen Parts. Und zweifellos ist Rodriguez, was rollengerechte Düsternis anbelangt, eindringlicher und stimmlich präsenter als die liebliche Aaron. Vom Timbre her überzeugen vor allem höhere Stimmregionen durch dramatische Robustheit.

Plácido Domingo wiederum ist zwar auch kein Wunder an szenischer Beweglichkeit, wie das jedoch bei einem Jahrhundertkünstler so ist, tragen ihn Präsenz und Intensität aber immer in Regionen der Glaubwürdigkeit. Auch vokal war alles von großer Unmittelbarkeit. Und dies über die gesamte Opernstrecke. Kompakt – wie in der ersten Variante mit Aaron/Frontali – die Symphoniker unter Bertrand de Billy. Was der Inszenierung an Leben fehlte, kam oft aus dem Orchestergraben. (Ljubisa Tosic, 14.11.2016)