Das Notarztsystem wird in der Steiermark landesweit ausgebaut, Gesundheitszentren sollen die Spitäler entlasten.

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Graz – Nach der Gemeindestrukturreform mit all den – zum Teil hart diskutierten – Gemeindezusammenlegungen wagt sich die steirische ÖVP-SPÖ-Koalition nun über den nächsten großen Reformbrocken: das Spitals- und Gesundheitswesen.

In den kommenden Jahren will die Landesregierung das System der Gesundheitsversorgung im Bundesland komplett umkrempeln. Statt 15 wird es nur noch neun Spitäler in den Bezirken geben. In den Regionen werden die verbliebenen Krankenhäuser zu "Leitspitälern" mit speziellen Ausrichtungen umgestaltet. Die nicht mehr benötigten Spitäler sollen nachgenutzt und in die neue Gesundheitsstruktur des Bundeslandes integriert werden.

"Gemeindeschwestern"

Um die Spitäler zu entlasten, werden für die Primärversorgung Gesundheitszentren vorgeschaltet sowie ambulante Facharztzentren aufgebaut. Für den medizinischen Erstkontakt wird zusätzlich landesweit ein "Gesundheitstelefon" rund um die Uhr besetzt sein. In den einzelnen Gemeinden sollen "Gemeindeschwestern" engagiert werden.

Die am Montag in der Grazer Messe präsentierte Reform soll in den nächsten Wochen in Regionalkonferenzen debattiert und im Frühjahr 2017 beschlossen werden. Da im Zuge der Reform unweigerlich auch Schließungen von Spitälern auf der Agenda stehen, will Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) einige Energie in die Kommunikation stecken. "Es ist entscheidend, dass die Menschen den Spitalsplan mittragen und auch mitgestalten. Wir werden ausreichend kommunizieren und auch ausreichend Zeit geben, damit sich die Bevölkerung einbringen kann."

Welche Spitäler letztlich gesperrt werden, werde noch erarbeitet. "Vieles wird noch im Gehen entstehen", sagte Drexler.

"Größte Spitalsdichte"

Über den Hintergrund der anstehenden Reform bemerkte kürzlich der Vorstand der Krankenanstaltengesellschaft Kages, Karl-Heinz Tschelliessnigg: "Wir haben praktisch alle 30 Kilometer ein Spital in der Steiermark, damit die größte Spitalsdichte in Europa. Wir haben auch die größte Ärztedichte in Europa. All das ist mit der Entwicklung der Medizin, mit der Spezialisierung, aber auch mit der Ärzteausbildung und mit dem Arbeitszeitengesetz in Zukunft nicht mehr vereinbar."

Die Opposition im Landtag bleibt aber kritisch. Die KPÖ mutmaßt, dass die Einsparungen im Spitalssektor nun als "Reform" verkauft würden. FPÖ und Grüne bleiben ebenso auf Distanz. Die Grünen wollen eher das Hausarztsystem verbessern und ausbauen. (Walter Müller, 15.11.2016)