Manchmal kann es gut sein, sich für ein pescetarisches Restaurant zu entscheiden. Erstens ist es möglich, auch zwei Stunden vor dem Essen noch einen Tisch zu reservieren, und zweitens sitzt man – wie im aktuellen Fall – mit ein bisschen Glück neben dem fast schon, aber dann doch nicht gewählten Bundespräsidenten samt Gattin und Entourage. Zumindest ist das Personal, trotz des hohen Besuchs, sehr zuvorkommend und freundlich zum Fußvolk.

Puristisch und transparent

Im ehemaligen Vesely wurde kurz nach der Eröffnung bereits wieder umgebaut, und man entschied sich für ein von Klemens Schillinger ausgedachtes puristisches Ambiente: Steinboden, weiße Wände und Lampen, dunkle Sessel und helle Vollholztische. Alles andere hätte bei dem Speisenkonzept auch überrascht, haben sich die Betreiber Daniel Steiner und Benjamin Wiesenthaler, die zuvor beim Biogreissler "Hase und Igel" kochten, doch auf ausschließlich Gemüse und Fisch spezialisiert.

Den Fisch beziehen die Neo-Unternehmer vom Gut Dornau in Leobersdorf, das Gemüse kommt von Bauern aus der Region. Hört sich alles sehr vernünftig an und schmeckt auch so.

Butternusskürbis-Carpaccio (5,50 Euro)
Foto: Alex Stranig

Für das Carpaccio vom Butternusskürbis wird Kürbis fein gehobelt, mit Birnenessig und Walnussöl mariniert und auf Petersilienpesto serviert. Schmeckt köstlich frisch, macht aber trotz Weißbrotcroutons nicht wirklich satt. Gut, man hätte sich etwas von dem hausgemachten Brot dazu bestellen können. So etwas ist der auf Kohlenhydrate konditionierte Magen nicht gewohnt.

Safran-Fischsuppe (6,30 Euro)
Foto: Alex Stranig

Daran ändert auch die Safran-Fischsuppe nichts, durch die die Forelle leider maximal kurz durchgeschwommen ist. Man erwartet ja keine Bouillabaisse, ein bisschen mehr nach Fisch dürfte das Süppchen aber dann schon schmecken.

Gulasch vom Wels mit Kräuternockerln (10,50 Euro)
Foto: Alex Stranig

Richtig fein ist hingegen das Welsgulasch, ein vor Würze strotzendes Gericht mit einem Tupfen Sauerrahm und hausgemachten Kräuternockerln. Köstlich! Ein Beweis dafür, dass man Fisch auch einmal gegen den Strom schwimmen darf.

Pilzbeuscherl mit Majoranknödel (12,50 Euro)
Foto: Alex Stranig

Das Pilzbeuscherl mit Austernpilzen und Kräuterseitlingen von den Hut & Stiel Schwammerl-Experten schmeckt – mit ein bisschen Salz – ebenfalls solide, wenngleich das Schlagobers der Sauce sich mit leichter Dominanz gegen die Pilze behaupten will.

Gebratener Karfiol mit Haselnüssen auf Erdäpfel-Kohlsprossengemüse in Erbsensauce (10,20 Euro)
Foto: Alex Stranig

Der gebratene Karfiol mit Haselnüssen klingt herrlich, besteht aber leider nur aus ein paar in Scheiben geschnittenen Karfiol-Röschen, die auf Kohlsprossen und Erdäpfel serviert werden. Hier hätte man sich mehr vom köstlich angebratenen Kohl gewünscht.

Generell würde es nicht schaden, ein bisschen großzügiger zu sein – auch mit Fisch und Gewürzen. Dann ist dieses Lokal eine echte Alternative für Flexitarier und Fans der gesunden Küche. (Alex Stranig, 15.11.2016)

Im ehemaligen Künstlerbeisl Vesely eröffnete vor kurzem das neue Steinthal.
Foto: Alex Stranig
Das Lokal ist puristisch eingerichtet, wirkt aber trotzdem gemütlich.
Foto: Alex Stranig