Wien – Nach den Manipulationen des Radiotests durch das Marktforschungsinstitut GfK haben die Radiosender am Dienstag die korrigierten Zahlen für 2011 bis 2014 erhalten. Veröffentlicht werden diese nicht, GfK und die Radiotest-Auftraggeber ORF und Privatradios verhandeln derzeit über Schadenersatz. 2015 waren die ORF-Radios tendenziell besser und die Privatsender schlechter dargestellt worden.

"Das vom Revisionskomitee mit der Auditierung beauftragte Institut ISBA hat die Überprüfung der Radiotestdaten für die Jahre 2011 bis 2014 abgeschlossen", erklärte der ORF gegenüber der APA. "Die für den Zeitraum 2011 – 2014 festgestellten Abweichungen sind wesentlich geringer als die bereits bekannten im Jahr 2015."

"Massiv niedrigere Werte"

Beim Privatradio-Vermarkter RMS Austria sieht man das anders. "Es gibt Sender, die auch in der Vergangenheit massiv niedrigere Werte hatten als im auditierten/korrigierten Bestand", erklärte die operative Leiterin, Doris Ragette. Für die Mediengattung Radio insgesamt stimme die Aussage aber.

Weder ORF noch RMS wollen die Abweichungen veröffentlichen, auch die Radiosender gaben sich zurückhaltend. Der Grund liegt in laufenden Vergleichsverhandlungen mit GfK. "RMS Austria möchte keinesfalls den hoffentlich erfolgreichen Abschluss des schwebenden Verfahrens mit der GfK gefährden", so Ragette. Man befürchtet, "das halbwegs positive Signal seitens GfK, für den Schaden aufzukommen, zunichte zu machen".

Neuausschreibung geplant

Die Auftraggeber des Radiotests können nach den Manipulationen aus dem eigentlich bis 2018 laufenden Vertrag mit GfK jederzeit aussteigen. Die Marktforscher haben den Sendern ein vorzeitiges Kündigungsrecht eingeräumt. Dem Vernehmen nach wird 2017 eine Neuausschreibung angepeilt.

In Sachen Schadenersatz sind nun, nachdem alle korrigierten Zahlen auf dem Tisch liegen, Gutachter an der Reihe. Sowohl GfK als auch die Sender haben je einen bestellt. Deren Ergebnisse sollen die Verhandlungsbasis für den Vergleich bilden. Privatsender-Präsident Ernst Swoboda hatte im Frühjahr von einem Schaden von bis zu 20 Millionen Euro gesprochen.

Mediaagenturen fordern Geld zurück

Die Mediaagenturen sollen die korrigierten Radiotest-Daten übrigens erst nächste Woche erhalten. Auch sie fordern Geld zurück, weil sie für Radiowerbung zu viel gezahlt haben, wie sie meinen.

Im April dieses Jahres war bekannt geworden, dass in der GfK Austria die Ergebnisse des Radiotests jahrelang manipuliert wurden. Nach Darstellung von GfK ging es bei den Marktanteilen um Abweichungen von ein bis drei Prozentpunkte über einen Zeitraum von zumindest vier Jahren. Auf regionaler Ebene waren die Verzerrungen zum Teil größer, so wurden etwa der Antenne Vorarlberg im ersten Halbjahr 2015 in der Werbezielgruppe ein Marktanteil von 21 Prozent bescheinigt, obwohl es eigentlich 33 Prozent waren. (APA)