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Marcel Koller applaudierte artig nach einem Match, das für die Zuschauer nicht annähernd herzerwärmend war.

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Andreas Lukse machte nicht nur im Training gute Figur.

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Michael Madl (re) lieferte solide Defensivarbeit ab.

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Zwei Stützen in Kollers Team: David Alaba (li) fand dieses Jahr praktisch nicht in die Gänge, konnte die hohen Erwartungen nicht annähernd erfüllen. Marco Arnautovic hingegen war einer der verlässlichsten Player im A-Team.

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Magere Bilanz 2016.

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Wien – Trotz des wenig begeisternden Abschlusses eines tristen Länderspieljahres durften sich zumindest Andreas Lukse und Michael Madl über ein Erfolgserlebnis freuen. Beide feierten am Dienstag im Happel-Stadion beim 0:0 im Testspiel gegen die Slowakei wie auch Stefan Stangl ihr Debüt im ÖFB-Team und stellten unter Beweis, dass sie Alternativen für die Startformation sein können.

Goalie Lukse kam als erster Altach-Profi zu einem Einsatz in der Nationalmannschaft und machte zwei Chancen der Gäste zunichte, eine davon in der Anfangsphase. "Als Tormann braucht man immer auch ein Quäntchen Glück, dass man gleich den ersten Ball halten kann, dann ist man voll in der Partie drin."

Talent mit Fehltritten

Der Wiener sprach von einem "besonderen Abend. Über ein Nationalteamdebüt geht nicht viel drüber." Der 29-Jährige galt lange als das größte Torhütertalent des Landes, leistete sich aber außerhalb des Platzes manchen Fehltritt, was auch dazu führte, dass er Ende 2008 das Einserleiberl bei Rapid verlor.

Es folgten Stationen bei Sturm Graz, Vienna, FC Lustenau und Kapfenberg, ehe es mit Altach wieder bergauf ging. "Ich habe mir auch selbst viele Steine in den Weg gelegt, aber Gott sei Dank habe ich noch die Kurve bekommen."

Der Aufschwung begann laut Lukse, als ihn Damir Canadi 2011 zum FC Lustenau holte. "Er hat mich aus der Versenkung geholt." Canadi lotste den Keeper später nach Altach, und es scheint nicht ausgeschlossen, dass der ehemalige Rapid-Nachwuchsspieler seinem Lieblingstrainer auch nach Hütteldorf folgt, obwohl er betont: "Es waren vier, fünf harte Jahre in der zweiten Liga. Jetzt bin ich froh, Teil des Höhenflugs bei Altach zu sein."

Spätstarter aus Kader des U20-WM-Vierten

Mit den Debüts von Lukse und Madl haben schon neun Kicker aus dem Kader des U20-WM-Vierten von 2007 ins A-Team geschafft – davor war das Erwin Hoffer, Sebastian Prödl, Zlatko Junuzovic, Martin Harnik, Veli Kavlak, Markus Suttner und Rubin Okotie gelungen. "Michael und ich haben vor dem Spiel noch Scherze gemacht und gesagt, dass wir nicht mehr daran geglaubt haben, nach so langer Zeit noch in der Nationalmannschaft zu spielen", erzählte Lukse.

Auch Madl zeigte sich hocherfreut. "Wir sind beide Spätstarter. Dass wir jetzt noch unser Debüt feiern konnten, ist nicht normal. Leider konnten wir es nicht mit einem Sieg krönen", meinte der 28-Jährige. Er habe mit Lukse oft über die Zeit bei der U20-WM in Kanada gesprochen. "Das ist schon ein ganz besonderer Jahrgang."

Achterbahnfahrt bei Fulham

Madl rückte anstelle des verletzten Prödl ins Aufgebot, obwohl er beim englischen Zweitligisten Fulham in den vergangenen sieben Ligapartien nur einmal zum Einsatz kam und bei den letzten beiden Matches nicht einmal im Kader stand. "Solche Geschichten schreibt der Fußball. In einem Moment bist du weg, im anderen debütierst du im Happel-Stadion in der Nationalmannschaft." Seine aktuelle Situation bei Fulham sei ein Wellental. "Es ist schon einmal besser gelaufen, aber ich habe gutes Feedback vom Trainer bekommen, deswegen mache ich mir keine großen Sorgen."

Lazaro-Comeback nach zwei Jahren

Kein Debüt, aber ein Comeback gab Valentino Lazaro – der 20-Jährige absolvierte gegen die Slowakei sein fünftes Länderspiel, das erste seit mehr als zwei Jahren. "Der Trainer hat es mir schon vor ein paar Tagen gesagt, dementsprechend gut konnte ich mich vorbereiten." Während Lazaro in Salzburg meist als Flügelspieler eingesetzt wird, ist er im Nationalteam als Rechtsverteidiger vorgesehen. "Ich denke, ich habe in einigen Situationen gezeigt, dass ich eine Alternative sein kann, weiß aber auch, dass noch mehr geht." Einige Male sorgte zusammen mit dem rechten Flügel Karim Onisiwo, der zum zweiten Mal im Team auflief, für Akzente in der Offensive. Mit der defensiven Position hat sich Lazaro bereits angefreundet. "Da kann ich hineinwachsen und bin dadurch für meine weitere Karriere variabler."

Auch wenn die Experimente mit Lukse, Madl und Lazaro nicht in die Hose gingen, blieb für das ÖFB-Team gegen die Slowakei der Befreiungsschlag. "Das Ergebnis ist für niemanden schön, die Leistung war auch nicht so gut", gab Kapitän Julian Baumgartlinger zu. "Wir müssen mit neuem Elan anfangen und den Reset schaffen."

Deprimierende Bilanz

Das wird auch dringend nötig sein, denn 2016 lieferte das ÖFB-Team das schlechteste Länderspieljahr seit 2011 ab. Nach zwölf Partien steht die Bilanz bei drei Siegen, drei Remis, sechs Niederlagen und einem Torverhältnis von 12:17. Vor der WM-Quali-Partie am 24. März 2017 im Happel-Stadion gegen Moldau ist Österreich schon vier Partien sieglos.

Eine derartige Misserfolgsserie legte das Team auch im Juni mit der Testspielniederlage gegen die Niederlande und den darauffolgenden drei EM-Partien hin. Davor war es von Oktober 2010 bis Juni 2011 sechs Matches ohne vollen Erfolg geblieben. (APA, 16.11.2016)