Die Athener Demokratie von vor ca. 2500 Jahren war in etwa so, wie manche Wutwähler das heute gerne hätten: Frauen, Gastarbeiter und Sklaven waren ausgeschlossen.

Dafür waren mit dem Recht für ein paar Tausend Athener Vollbürger, in der Versammlung mitzudebattieren und abzustimmen, auch ein paar kleinere Unannehmlichkeiten verbunden: Man musste stundenlang in der Sonne ausharren, jeder Langweiler und Hassprediger durfte mitreden – und hatte die Verpflichtung, mit selbstbezahlter Rüstung in der Phalanx mitzukämpfen. Auch ein Sokrates musste das.

Demokratie kann eine beschwerliche, nicht perfekte Sache sein. Das betonte auch Barack Obama auf seiner Abschiedstour nach Europa in Athen. Aber die Errungenschaften der Volksherrschaft sind unverzichtbar, sagte er: unter anderem Gewaltenteilung, Menschenrechte und Religionsfreiheit. Die Geschichte zeige, dass Länder mit demokratischer Führung gerechter, stabiler und erfolgreicher seien.

Allerdings kommt es auf die Art der Demokratie an: liberal oder illiberal? Repräsentativ oder plebiszitär? Eine gelenkte, wie in Russland, der Türkei usw., oder eine echte? Letztere ist weltweit unter Beschuss, nicht zuletzt in den USA selbst, nicht zuletzt durch den rechtsextremen Populismus. Der Glaube an die Demokratie geht bei vielen im Volk verloren. Ihre Bewahrung wird der Kampf der nächsten Jahre. (Hans Rauscher, 16.11.2016)