Mailand soll zum Eldorado für Wissenschafter und Forscher werden. Denn hier entsteht das größte Forschungszentrum innerhalb der EU. Gelockt wird mit internationalen Gehältern.

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Mailand soll zum Eldorado für Wissenschafter und Forscher werden. Denn hier, in der lombardischen Metropole, entsteht das größte Forschungszentrum innerhalb der EU. Die Finanzierung von 2,5 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren sei gesichert, bestätigte Regierungschef Matteo Renzi kürzlich bei der Präsentation von Human Technopole, wie das neue Forschungszentrum heißt.

Rund 1.500 nationale und internationale Forscher und Wissenschafter sollen hier angestellt werden. Der Fokus des neuen Zentrums liegt auf den Fachbereichen Krebsforschung, neurokognitive Störungen, Ernährungswissenschaften, der Entwicklung mathematischer Algorithmen sowie ihrer Anwendung und Auswertung und auf der Verpackungsbranche für den Nahrungsmittelsektor. Im interdisziplinären Forschungszentrum werden Mathematikern sowie Informatiker, Pharmazeuten, Genetiker und Nahrungswissenschaftern, Biologen und Medizinwissenschafter benötigt.

Neue Therapien erforschen

Federführend bei der Organisation des neuen Forschungspools ist das staatliche Forschungsinstitut ITT (Istituto Italiano di Tecnologia) aus Genua. Dessen Direktor, der Physiker Roberto Cingolani, erklärt, dass im neuen Zentrum sämtliche mathematischen Modelle und Datenstudien kombiniert werden sollen, um die Krankheiten besser zu erfassen und neue Therapien zu erforschen. Für Italiens kostspieliges Gesundheitswesen soll dies von großem Vorteil sein. Cingolani war jahrelang im deutschen Max-Planck-Institut in Stuttgart tätig.

Internationale Gehälter

Es wird zugesichert, dass den neu Anzustellenden internationale und nicht nationale Gehälter bezahlt werden. Das ist gut so. Denn Italien hinkt mit den Ausgaben für Forschung und Entwicklung den meisten Industriestaaten nach. Wissenschafter verdienen wenig. Dies und die Tatsache, dass auch im Universitätsbereich die Vetternwirtschaft weitverbreitet ist, hat zu einem Exodus junger italienischer Forscher ins Ausland geführt. Nun hofft Professor Cingolani auf eine Trendwende. Im vergangenen Jahr hat Italien lediglich neun Milliarden Euro für F&E ausgegeben, das ist nicht einmal ein Prozent der Wirtschaftsleistung.

Mit der Errichtung des neuen Forschungspools soll bereits im kommenden März begonnen werden. Standort ist das Gelände der Weltausstellung im Nordwesten Mailands. Hier sollen auf 70.000 Quadratmeter die neuen Laboratorien entstehen. Sollte Mailand den Zuschlag für die EU-Pharma-Agentur gewinnen, wären internationale Dimensionen erreichbar. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 24.11.2016)