Vor allem in männerdominierten Sparten seien die unerwünschten Belehrungen noch zu finden, sagt Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ).

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Wien – Während halb Schweden derzeit über eine Hotline der Gewerkschaft Unionen für Opfer von "Mansplaining" streitet, bestätigt Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), dass dieses für Frauen lästige Phänomen auch hierzulande weitverbreitet ist.

Der Terminus "Mansplaining" ist eine neue Wortschöpfung aus den Begriffen "Man" und "explaining" – und beschreibt ein altes Phänomen, das es abzustellen gilt: nämlich die oft ungebetene Belehrung von Frauen vonseiten der Männer – womöglich sogar vor Publikum.

Weil sich die Schwedinnen nun bei gut eineinhalb Dutzend Beraterinnen aus Politik, Kultur und Wissenschaft telefonisch darüber beschweren dürfen und Rat einholen können, geht es in den sozialen Netzwerken Stockholms mittlerweile ziemlich asozial ab. Gegner der Hotline fordern etwa ein eigenes Hilfsangebot für Männer angesichts der typisch weiblichen Jammerei.

Wie steht Österreichs oberste Gleichstellungsbeauftragte zu der aufgeheizten Debatte im Norden? Auf STANDARD-Anfrage hält die Frauenministerin fest, "dass Männer Frauen gern Dinge erklären, die diese zwar ohnehin wissen oder sogar gerade selbst in anderen Worten gesagt haben." Vor allem in männerdominierten Sparten seien die unerwünschten Belehrungen noch zu finden, und: Insbesondere "die Politik, wo es ja oft besonders viele 'Erklärbären' gibt", ist da besonders anfällig", befindet Oberhauser.

Realitätsverweigerung

Hintergrund für die lästigen Vorträge ist aus ihrer Sicht, dass in Branchen, in denen Männer verstärkt in den Machtpositionen sitzen, Frauen – vor allem junge Frauen – "von den Kollegen noch nicht genug als die Expertinnen wahrgenommen werden, die sie sind". Doch die Ministerin glaubt an Besserung in Sichtweite: "Ich denke, das ist eine Kultur- und Strukturfrage, die sich mit der fortschreitenden Geschlechtergleichstellung in unserer Gesellschaft langsam aufzulösen beginnt."

Während Schwedens Gewerkschaft Unionen die ostentative Besserwisserei von Männern als "Unterdrückungsmechanismus" qualifiziert, wird es für hiesige Geschädigte keine eigene Hotline geben, da "nicht notwendig". Allerdings verweist Oberhauser bei allfälligem Leidensdruck auf die Nummer 0800/202011 der Servicestelle in ihrem Ressort, unter der Expertinnen kostenlos und unbürokratisch zu frauenspezifischen Angelegenheiten kontaktiert werden können – "und zwar selbstverständlich auch zu diesem Thema". (Nina Weißensteiner, 21.11.2016)