Zuerst das Grundsätzliche: Die älteste elektronische Fahrdynamikregelung, das ABS, hält das Auto lenkfähig, indem es bei Vollbremsung immer wieder für Sekundenbruchteile die Bremse löst. Die Antriebsschlupfregelung ist sozusagen die Umkehrung des Antiblockiersystems, sie zieht immer wieder kurz die Bremse an, um das Durchdrehen der Räder zu behindern und nimmt bei Bedarf auch die Motorleistung zurück, damit die Bremsen, die sonst rasch verglühen würden, nicht gegen vollen Antrieb arbeiten müssen. Nächste Steigerungsstufe ist die elektronische Stabilitätskontrolle (ESP, jetzt ESC). Bremst bei Kurvenfahrt selbstständig einzelne Räder vorn wie hinten gezielt ab, um den Wagen auch dann noch in die gewünschte Fahrtrichtung zu zwingen, wenn der Fahrer mit Lenkbewegungen allein nicht mehr dazu in der Lage ist, meist wegen zu hoher Geschwindigkeit auf zu schlüpfrigem Untergrund.

Die Verfeinerung der Schlupfregelung sorgt für kontrolliertes Durchdrehen und kann mitunter sogar Allradantrieb ersetzen.
Foto: Peugeot

Die Antriebsschlupfregelung reduziert also durch Bremseingriff den Schlupf der Räder und kann zuweilen sogar ein Sperrdifferenzial ersetzen. Wenn ein Rad stillsteht, bekommt das andere nämlich wieder Kraft übers Differenzial zugeteilt (während ein Rad, das komplett durchdreht, durch die Differenzialwirkung das ganze Drehmoment vom anderen Rad abzieht). Das heißt aber auch, dass das Auto, wenn starker Schlupf entsteht, weil der Untergrund sehr rutschig ist, überhaupt stehen bleibt, weil der Motor dann nach der üblichen Regelstrategie seine Leistung auf null zurücknimmt. Die Elektronik muss also auf besonders rutschigem Untergrund weit mehr Schlupf erlauben als im Normalfall vorgesehen. Aus einer Schneewechte oder Sanddüne kommt man nur mit durchdrehenden Rädern wieder heraus. Dieses Durchdrehen muss aber sehr kontrolliert verlaufen, um sich nicht gleich festzufressen.

Unterschiedliche Untergründe

Viele SUVs und auch Geländewagen besitzen heute deshalb ein Drehrad, mit dem die Regelstrategie für unterschiedliche Untergründe vorgewählt werden kann, zum Beispiel Asphalt, Schnee, Eis, Sand. Eine einfachere Variante davon ist bei normalen Pkws üblich: ein Knopf, mit dem man die Fahrdynamikregelung ausschalten kann. Dabei schaltet man sie meist nicht wirklich aus, sondern nur in einen anderen Regelalgorithmus, der mehr Schlupf zulässt, das ist etwa notwendig, wenn man Schneeketten montiert.

Wie der 2008 will auch der Peugeot 3008 auch ohne Allradantrieb als SUV ernst genommen werden. Dabei hilft die Elektronik.
Foto: Peugeot

All diese Funktionen wurden immer weiter verfeinert, so dass die Traktion eines einachsig getriebenen Fahrzeugs schon recht nahe an jene eines allradgetriebenen herankommen kann, jedenfalls für den Hausgebrauch auf befestigten Straßen bei sehr schlechten Witterungsbedingungen. Peugeot nutzt das, um die Tatsache abzumildern, dass man die neuen SUVs 2008 und 3008 (und 5008) gar nicht erst mit Allrad anbietet. Tatsächlich ist es so, dass man mit dieser speziellen Schlupfregelung auch dann noch weiterkommt, wenn man ohne elektronische Hilfe längst keine Chance mehr hätte. Kein Allradantrieb hat nämlich auch einen Vorteil: weniger Fahrzeuggewicht, weniger Verbrauch und damit weniger Kosten im Unterhalt und natürlich auch beim Kauf des Wagens. (Rudolf Skarics, 2.12.2016)