Veronika Merklein und Deborah Hazler (rechts): Mit "The Inefficient Body – Anti-Capitalist Strategy. Ein Symposium" im Wuk.


Foto: Hazler

Wien – Ineffizienz ist weitaus faszinierender als ihr Gegenteil – zumindest für die Wiener Choreografin Deborah Hazler. Und dafür hat sie gute Gründe, die sie ab kommendem Donnerstag im Wuk mit ihrer jüngsten Arbeit, dem Symposium "The Inefficient Body – Anti-Capitalist Strategy", vorbringt.

Es ist wieder ein Versuch, sich der Rationalisierungswut der gegenwärtigen globalen Wirtschaftszivilisation entgegenzustemmen. Ist das jetzt nur noch rührend, oder spricht es etwas an, das uns alle angeht? Der Kontext, in den Hazler eintaucht, spricht für sich. Denn effizient zu arbeiten klingt ja eigentlich vernünftig – aber kapitalistische Dynamiken führen bekanntlich gern auf Abwege oder enden mit Unfällen.

Der "Faktor Mensch" ist komplexer als Maschinen, weswegen dieser Faktor auch auf Biegen und Brechen durch Geräte ersetzt werden soll. Die Abschaffung des Körpers zugunsten von Apparaturen – das wäre ein Abweg. Wo der Mensch noch nicht zu beseitigen ist, wird er zunehmend in Zeit-Leistungs-Korsette gezwängt, die seine Outputs optimieren sollen.

Damit lassen sich die "Performances" bestimmter Prozesse zwar besser darstellen, doch die Qualität der Arbeit sinkt – bei steigendem Risiko. Bekanntes Beispiel: Volkswagen wollte Supereffizienz herbeischwindeln und hat sich so in einen ökonomischen Super-GAU manövriert. Ein Musterbeispiel dafür, wie kapitalistische Logik Ineffizienz maximiert.

So etwas kommt halt sehr dumm rüber. Deborah Hazler ist da eindeutig besser. Während Volkswagen womöglich AfD-Wähler produziert, triggert das Symposium im Wuk das politische Gegenteil. Da geht der Körper intelligent als Idee vom Sand im Getriebe unmenschlicher Maschinen ans künstlerische Werk. Zusammen mit ihren Kolleginnen Lyndsey Karr und Veronika Merklein stellt Hazler Ineffizienz als Opposition vor – mit Performances, Lectures und Diskussionen an drei Tagen. (Helmut Ploebst, 22.11.2016)