Auch für Mobiltelefone gibt es jede Menge Apps. Wir haben die kostenlosen Basisversionen getestet

Gewischtes Interesse

Dass "tindern" so wie "googeln" noch nicht im Duden steht, ist erstaunlich: Längst ist Tinder Deonym für die Kontaktsuche per Smartphone. Um einem Menschen Interesse zu signalisieren, muss man ihm auf dem Touchscreen mit dem Finger ins Gesicht fahren und in Richtung "like" wischen. "Liket" er einen auch, kann losgeplaudert werden. Plus: viele Menschen zum Kennenlernen. Minus: nur mit Facebook-Account möglich, und das Rückgängigmachen einer zuvor erteilten Ablehnung ("nope") kostet Geld.

Tinder, iOS und Android, Plus-Version 19,99 Euro/Monat

4 von 6 Punkten

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Blaue Seite

Es ist hierzulande das schwule Einwohnermeldeamt: Wer kein Profil auf Gayromeo hat, ist entweder unter der Haube oder lebt im analogen Zeitalter. Die Handy-App der "Blauen Seiten" ist eine abgespeckte Version des deutschen Kontaktportals, die allerdings immer noch mehr Funktionen bietet als die meisten Mitbewerber. Das Kacheldesign ist übersichtlich, die Bedienung einfach. Ein Pluspunkt gegenüber der Mutterseite: Der Chatverlauf bleibt erhalten. Minus: Man sieht nicht, ob der Empfänger die Nachricht gelesen hat.

Gayromeo-App, iOS und Android, Plus-Version 7,99 Euro/Monat

4 von 6 Punkten

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Ungewisse Überfüllung

LoveScout24 ist optisch ähnlich ansprechend wie ein Gebrauchtwagenportal. Kein Wunder: Die Entwickler betreiben tatsächlich beides. Schon nach der Registrierung nervt die App, weil die Mailbox sofort überfüllt ist mit nichtssagenden "Jemand interessiert sich für Sie"-Meldungen. Möchte man nämlich nur wissen, wer dieser Jemand ist, muss man bereits bezahlen. Pro: Enorm gut besuchtes Portal, und das ist zugleich sein Contra: Wer der oder die Richtige sein soll, ist nur mit erheblichem Aufwand zu klären.

LoveScout24, iOS, Android, Plus-Version 42,60 Euro/Monat

2 von 6 Punkten

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Schnelle Sache

Diese App hat das schwule Leben verändert. 2009 vom Kalifornier Joel Simkhai gegründet, geht es bei Grindr darum, andere Gays und Bis in der näheren Umgebung zu lokalisieren – und sich bei Gefallen mit ihnen zu verabreden. Bei der Gratisversion sieht man die hundert nächsten Männer, sortiert nach Entfernung. Die App bietet nur Basisfunktionen, die Bedienung ist einfach. Der Großteil der User ist jüngeren Semesters, in erster Linie geht es um Sex. Ein ebenso gemeines wie praktisches Feature: Man kann User blockieren.

Grindr, iOS und Android, Plus-Version 11,99 Euro/Monat

5 von 6 Punkten

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Feindliches Plaudern

OKCupid stellt eingangs ziemlich viele Fragen, die auch Rückschlüsse auf den Charakter ermöglichen sollen. Übereinstimmungen möglicher Lebensabschnittspartner werden dann in Prozent angegeben. Lustig zum Plaudern: Die als "Enemy" bezeichnete Kategorie für Menschen, mit denen man angeblich 0 % gemeinsam hat. Bei wechselseitiger Zustimmung kann man sofort losschreiben, über einseitiges Interesse wird man verständigt. Wer wissen will, wer sich da gemeldet hat, muss dafür zahlen.

OKCupid, iOS und Android, Plus-Version ab 9,99 Euro/Monat

3 von 6 Punkten

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Geflüsterte Komplimente

Whispar kommt von einem Wiener Start-up und stellt weniger die Profilfotos als vielmehr die Stimme ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das ist charmant und ausgesprochen treffsicher. Nach Anhören einer 30-sekündigen Aufnahme empfindet man sofort Sympathie oder Unbehagen, inhaltsleeres Gebrabbel lässt sich schnell enttarnen: "Ich möchte mich auf diesem Wege recht herzlich ..." – und danke, eine einsame Politikerin suche ich momentan nicht! Nur in der Bezahlversion können Audiophile anonym miteinander telefonieren.

Whispar, iOS und Android, Plus-Version 19,99 Euro/Monat

5 von 6 Punkten

(Sascha Aumüller, Stephan Hilpold, RONDO Digital, 9.1.2017)

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