Weil die Symptome sehr unspezifisch sind, wird die Krankheit besonders bei jungen Patienten meist spät erkannt. Trotz guter medizinischer Versorgung stirbt etwa einer von zehn Betroffenen.

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Vor etwa zwei Wochen ist eine Wiener Volksschülerin trotz Krankenhausbehandlung an der durch Tröpfcheninfektion übertragbaren Meningokokken-Meningitis gestorben. Innerhalb von 24 Stunden kann der Tod eintreten, vor allem bei den Jüngsten passiert dies oft rasch. Jeder Zehnte stirbt trotz medizinischer Behandlung, warnten Pharma-Experten bei einem Presse-Hintergrundgespräch am Dienstag in Wien.

Bis zu Hundert Fälle jährlich werden bundesweit gezählt, im Vorjahr waren es 27, davon sieben in der Hauptstadt. Zwei Personen verstarben. Zahlreiche Mediziner sehen derzeit die Notwendigkeit einer möglichst frühen Schutzimpfung für alle Kinder und Jugendlichen. Kinderarzt Rudolf Schmitzberger etwa hatte vor wenigen Tagen appelliert: "Es gibt eine wirkungsvolle Möglichkeit, sich vor dieser schweren Erkrankung zu schützen – und das ist die Impfung". Die Wiener Ärztekammer fordert eine Gratisimpfung für alle Kinder und Jugendlichen.

Für Jugendliche ist die Prophylaxe aktuell kostenlos, Kinder unter zehn Jahren zahlen je nach Impfstoff zwischen 70 und 110 Euro, obwohl die Empfehlung ab dem zweiten Lebensmonat gilt. "Was gratis ist, wird zu 90 Prozent angenommen", schilderte die Wiener Kinderärztin Daniela Kasparek kürzlich im Rahmen des Termins des britischen Pharmaunternehmens GlaxoSmithKline. Der Konzern unterstützt derzeit die Initiative der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde bei der Aufklärung über die Behandlung von und den Schutz vor Meningokokken.

Impfschäden sind selten

Impfschäden gäbe es in diesem Fall eher selten, vor allem, wenn man vorbeugende Maßnahmen ergreift, meinte die in Ottakring tätige Medizinerin. Es komme aber durchaus vor, dass sich Eltern empfohlene Impfungen nicht leisten können.

Meningokokken-Infektionen gelten hierzulande als die häufigste Ursache für bakterielle Hirnhautentzündungen oder Blutvergiftungen, bis zu zwei Menschen pro Woche erkranken im Schnitt. Sehr oft ist die Krankheit aufgrund der unspezifischen Symptome und sehr jungen Patienten zu Beginn sehr schwer zu erkennen. Selbst bei bestmöglicher medizinischer Versorgung stirbt etwa einer von zehn Patienten. Jeder Fünfte leidet dauerhaft an schweren Folgeschäden wie Amputationen, Gehörverlust oder bleibenden Hirnschäden. Am meisten gefährdet von der plötzlich auftretenden Infektion mit raschem Verlauf sind Säuglinge.

Bis zu einem Fünftel der Bevölkerung trägt Meningokokken in sich, sehr häufig ohne Symptome, aber als Überträger. Verursacher sind Bakterien, von denen es verschiedene Typen gibt. In Österreich am meisten verbreitet ist der Typ B , gefolgt von C und Y. Meist treten zunächst grippeähnliche Symptome auf, gefolgt von starken Kopfschmerzen, hohem Fieber, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Nackensteifheit und meist punktförmige Hautblutungen auf. Die Inkubationszeit beträgt ein bis zehn Tage. (APA, 23.11.2016)