Beim Apec-Gipfel in Peru hatte sich zuletzt eine Entspannung zwischen Russland und Japan abgezeichnet.

Foto: APA/AFP/Sputnik/MICHAEL KLIMENTY

Bild nicht mehr verfügbar.

Im August 2015 besuchte Premier Medwedew die Inseln.

Foto: REUTERS/Dmitry Astakhov/RIA Novosti/

Die komplizierte Annäherung zwischen Russland und Japan hat einen neuen Rückschlag erfahren. Schuld ist einmal mehr der langwierige Streit um die Kurilen: Laut dem offiziellen Presseorgan der russischen Pazifikflotte, "Bojewaja Wachta" (Gefechtswache), hat Russland jüngst auf den Inseln Kunaschir und Iturup Raketensysteme stationiert. Beide Inseln werden von Japan beansprucht.

Auf Kunaschir steht dem Bericht zufolge der Komplex "3K60 Bal", ein hochmodernes mobiles Raketensystem der Küstenwache mit einer Reichweite von bis zu 260 Kilometern.

Auf Iturup – von den Japanern Etorofu-to genannt – steht das Pendant "Bastion", dessen Reichweite sogar auf 500 Kilometer geschätzt wird.

Laut der Zeitung sollen beide Systeme in Kürze im Manöver zum Einsatz kommen.

Japan kündigt Reaktion an

Japan reagiert verärgert auf diese Demonstration der Stärke. "Wir messen dem große Bedeutung bei und werden nach der Präzisierung von Details entsprechend darauf reagieren", kündigte Außenminister Fumio Kishida an.

Immerhin liegt die japanische Insel Hokkaido gerade einmal 25 beziehungsweise 50 Kilometer von Kunaschir und Iturup entfernt. Japan ist in seinem Ärger kein Einzelfall; die Nato reagierte ähnlich irritiert auf die soeben erfolgte Stationierung der "Bastion"-Systeme in der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad. Der Schritt "trägt nicht zur Senkung der Spannungen und Wiederherstellung der Berechenbarkeit in unseren Beziehungen bei", heißt es in der Nato-Erklärung.

In Japan geht es in dem Fall natürlich nicht nur um sicherheitspolitische Erwägungen, sondern auch um den Status der Inseln selbst. Dass Russland seinen Besitzanspruch auf diese Art militärisch zu stärken versucht, stößt in Japan auf wenig Verständnis.

Staatsbesuch Putins im Dezember

Eigentlich hatte sich im Verhältnis der beiden Nachbarn, die 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch keinen Friedensvertrag miteinander geschlossen haben, zuletzt eine Erwärmung abgezeichnet. Kremlchef Wladimir Putin ist Mitte Dezember zu einem Staatsbesuch in Tokio eingeladen. Beim Apec-Gipfel in Peru gab es bereits ein längeres Gespräch mit Japans Premier Shinzo Abe. Putin erklärte anschließend, es gebe Fortschritte auf dem Weg zu einem Friedensvertrag.

Zur Vorbedingung für einen solchen Vertrag machte Japan bisher die Übergabe von vier 1945 von der Sowjetunion eingenommenen Inseln, die Japan im Gegensatz zu Russland nicht zu den Kurilen zählt, sondern "Nördliche Territorien" nennt – neben Kunaschir und Iturup sind das Schikotan und die Inselgruppe Habomai. Putin bezeichnete die Inseln als "souveränes Territorium" Russlands, fügte allerdings hinzu, er sei bereit zum Dialog. "Verschiedene Varianten sind möglich", erklärte er, was Spekulationen über eine teilweise Übergabe der Inselgruppe anfachte. (André Ballin aus Moskau, 23.11.2016)