Wien – Die Einkommensungleichheit bleibt in den OECD-Ländern auf einem hohen Niveau, berichtet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Donnerstag. In Österreich ist die Einkommensungleichheit zwar geringer als im OECD-Schnitt. Trotzdem verfügen hierzulande neun Prozent der Bevölkerung über weniger als die Hälfte des Medianeinkommens – sie befinden sich in "relativer Armut".

Immerhin ist die Einkommensungleichheit in Österreich seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/2008 konstant geblieben, teilte die OECD mit. Das selbe gelte für Deutschland und die meisten anderen OECD-Staaten auch – wenn auch dort auf höheren Niveau der Ungleichheit. Im großen Nachbarland und auch in der Schweiz ist die Einkommensungleichheit ebenso niedriger als im Schnitt der OECD-Länder. In Deutschland liegt die relative Armut bei 9,1 Prozent, in der Schweiz ist sie mit 8,6 Prozent etwas niedriger als in Österreich.

Einkommen der Reichen gestiegen

Im gesamten OECD-Durchschnitt haben sich die Einkommen der reichsten zehn Prozent seit der Wirtschaftskrise stark erholt. Die der ärmsten zehn Prozent haben sich dagegen kaum verändert, geht weiters aus den neuesten Daten und Analysen der OECD zu Ungleichheit hervor.

Die Einkommen aus unselbstständiger Beschäftigung und Selbstständigkeit sind in den Jahren 2010 bis 2014 in den meisten OECD-Ländern gestiegen, vor allem wegen eines Rückgangs der Arbeitslosigkeit. Allerdings profitierten davon einkommensschwache Haushalte weniger als die mittleren und oberen Einkommensschichten. Langzeitarbeitslosigkeit, Arbeitsplätze geringer Qualität und große Unterschiede bei Arbeitsverträgen zwischen einzelnen Branchen und bei der Arbeitsplatzsicherheit führen zu dauerhaft hoher Ungleichheit.

Ungleichheit abgefedert

Steuern und staatliche Transferleistungen wie Arbeitslosengeld oder Familienbeihilfen, die zu Beginn der Krise halfen, den Anstieg der Einkommensungleichheit in den ärmsten Bevölkerungsschichten abzufedern, sind seit 2010 in zwei Dritteln der OECD-Länder gesunken.

Schaut man sich die Durchschnittseinkommen der oberen und unteren 20 Prozent in Österreich an, so haben das obere Fünftel laut OECD 4,2-mal mehr zur Verfügung als das untere Fünftel. Beispielsweise in den USA ist es das 8,7-Fache, in Italien das 5,8-Fache, in Deutschland das 4,4-Fache und in Island, wo der Unterschied am geringsten ist, das 3,4-Fache.

Das Medianeinkommen benennt jene Einkommenshöhe, in der die Anzahl der Haushalte mit niedrigeren Einkommen gleich groß ist wie die der Haushalte mit höheren Einkommen. Unselbstständig Erwerbstätige (ohne Lehrlinge) in Österreich erzielten 2013 ein mittleres Bruttojahreseinkommen (Median) von 25.767 Euro. Beamte brachten es laut Statistik Austria auf 51.408 Euro. Das mittlere Bruttojahreseinkommen der Pensionisten mit Wohnsitz in Österreich belief sich auf 18.742 Euro. (APA, 24.11.2016)