Tohuwabohu am Busterminal: Die vielen Reisebusse in der Innenstadt sind mit eine Ursache der Salzburger Verkehrsmisere.

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Salzburg – Die Ansage der Polizei ist deutlich: "Nur in dringenden Fällen in die Innenstadt fahren", heißt es in einer aktuellen Empfehlung für den 8. Dezember. Es gelte, einen Verkehrszusammenbruch zu verhindern, sagt die Salzburger Exekutive.

Seit Tagen gibt es in Magistrat, Polizeidirektion und Salzburg AG immer wieder Krisensitzungen. Thema: Wie soll man Mariä Empfängnis bewältigen? Es häuft sich an dem ursprünglich einmal hohen kirchlichen Feiertag diesmal nämlich wirklich einiges: Zum einkaufsoffenen Feiertag und zum von Tagestouristen immens stark frequentierten Christkindlmarkt kommt noch ein großer Perchtenumzug im Stadtteil Maxglan, ein internationales Reitturnier am Messegelände sowie das Europa-League-Spiel der Salzburger gegen Schalke 04 dazu.

Alkmeile

Allein für den Fanmarsch der Schalke-Anhänger von der Innenstadt zum Stadion Klessheim müssen wichtige Hauptverkehrsachsen gesperrt werden. Der Rudolfskai in der Salzburger Altstadt bleibt als Party- und wohl auch Alkoholzone fast den gesamten Tag für den Verkehr zu.

Noch ein Tipp der Polizei: "Ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel wird dringend empfohlen." Klingt gut, wird aber schwierig werden: Zahlreiche Buslinien müssen umgeleitet werden, zentrale Haltestellen wie etwa jene am Makartplatz oder beim Rathaus werden gar nicht erst bedient.

Oktoberstau

Wie sich der Kollaps des Individualverkehrs und damit – weil baulich oder durch Busspuren kaum getrennt – des öffentlichen Verkehrs auf eine ganze Stadt auswirkt, war in Salzburg in der ersten Oktoberwoche dieses Jahres zu beobachten: Beginnend mit dem 3. Oktober, einem Feiertag in Deutschland samt entsprechendem Zustrom deutscher Gäste nach Salzburg, brach der Verkehr jeden Tag zusammen.

Die Ursachen waren oft Kleinigkeiten: ein Blechschaden auf der Stadtautobahn oder eine Autobahnsperre, weil ein Lkw die Höhenkontrolle beim Gabi-Tunnel auf der Westautobahn in Liefering ausgelöst hatte.

Autobahn in der Stadt

Hinter dem regelmäßigen Totalstillstand einer ganzen Stadt steht eine seit langem zu beobachtende Entwicklung: Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs steigt, der Anteil der Öffis sinkt. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hat inzwischen eingestanden, dass die Kapazitätsgrenzen der Straße längst erreicht sind.

Die Zahlen sprechen für sich: Der Verkehrssprecher der Bürgerliste, Bernhard Carl, machte diese Woche jüngste Verkehrszählungen im Bereich Museumsplatz öffentlich. Hier, unmittelbar an der Fußgängerzone des innersten Altstadtbereiches angrenzend, "sind an einem Tag mehr als 16.000 Fahrzeuge unterwegs", sagt Carl. Das sei in etwa derselbe Tagesschnitt wie auf der Tauernautobahn beim Zählpunkt Zederhaus-Tauerntunnelsüdportal.

Giftige Luft

Diese Zahlen korrespondieren übrigens direkt mit der Umweltbelastung. Laut einer vom Verkehrsclub-Österreich (VCÖ) veröffentlichten Studie der Europäischen Umweltagentur liegt die Stadt Salzburg bei der Belastung mit Stickstoffdioxid auf Platz zwei. Schlechter sei die Luft nur mehr in Vomp an der Inntalautobahn. Ähnlich hoch wie in Salzburg – bei fast permanenter Überschreitung der Grenzwerte – sei die Luftverschmutzung nur mehr in Hallein an der A10, wieder in der Stadt Salzburg – diesmal aber an der Westautobahn und in Wien am Hietzinger Kai.

Ein kleiner Trost bleibt den Salzburgern: Die Feinstaubbelastung ist nicht allzu dramatisch. Dazu regne es einfach zu oft, sagen die Umweltexperten. (Thomas Neuhold, 27.11.2016)