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Wien/Jakarta – Menschenrechtsverletzungen bei der Palmölproduktion in Indonesien hat Amnesty International untersucht. "Etwas läuft schief, wenn neun Firmen mit einem Gesamtumsatz von 325 Milliarden Dollar im Jahr 2015 unfähig sind, etwas gegen die grauenhafte Behandlung von Arbeiterinnen und Arbeitern zu tun", sagte Amnesty-Sprecherin Meghna Abraham zu einem Ergebnis des Berichts.

Die NGO hat unter dem Titel "Der große Palmölskandal" auf 150 Seiten dargelegt, was bei der Produktion des in Lebensmitteln wie auch Wasch- und Spülmitteln verwendeten Rohstoffs falsch laufe. Dabei wird nicht nur Kinderarbeit angesprochen, wo Minderjährige gemeinsam mit ihren Eltern für einen Hungerlohn auf den Plantagen arbeiten müssen, sondern auch der Konzern Wilmar International kritisiert, größter Vertreiber von Palmöl und einer der größten Agrarkonzerne der Welt – wie auch seine Abnehmer, Großkonzernen mit einem Gesamtumsatz im dreistelligen Milliardenbereich.

"Ungeachtet der Versprechen an ihre Konsumenten, es gebe keine Ausbeutung in ihrer Palmöl-Lieferkette, profitieren große Marken weiterhin von erschütternden Missbräuchen", erklärte Amnesty-Senior-Researcherin Abraham in einer Aussendung.

Indonesiens Behörden sollen ermitteln

Die Vorwürfe ergaben sich aus der Befragung von 120 Plantagenarbeitern zweier Wilmar-Tochterfirmen und dreier Zulieferer. Die Arbeiter seien durch die Zielvorgaben der Firmen nicht nur zu extrem langen Arbeitszeiten gezwungen, sie müssten auch ihre Kinder mithelfen lassen, schreibt die NGO. Die Kinder müssten bereits im Alter von acht bis 14 Jahren gefährliche und körperlich schwere Arbeit leisten und dafür zum Teil auch die Schule abbrechen. Außerdem werde trotz eines Verbots der EU und von Wilmar selbst das Herbizid Paraquat weiterhin auf den Plantagen eingesetzt.

Die meisten der dokumentierten Zustände könnten laut Amnesty strafrechtlich verfolgt werden, da Indonesien strenge Arbeitsgesetze habe. Die indonesischen Behörden seien daher aufgefordert worden, Ermittlungen gegen die Ausbeutung auf den Plantagen einzuleiten.

Ein weiteren Missstand betrifft den Etikettenschwindel bei "nachhaltigem Palmöl": Wilmar räumt laut Amnesty ein, dass es in seinen Geschäftstätigkeiten Probleme bei den Arbeitsbedingungen gibt. Trotz der Ausbeutung wurden drei von fünf der untersuchten Palmölproduzenten aber vom "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl" (RSPO) zertifiziert. Der RSPO wurde 2004 von Unternehmen und NGOs unter Federführung des WWF eigentlich eingeführt, um den Palmölsektor "sauberer" zu machen.

Palmöl aus Indonesien

Amnesty hat im Zuge seiner Recherchen und Informationen von Wilmar in weiterer Folge Palmöl von den Plantagen bis zu den Abnehmern in Form von neun global tätigen Nahrungsmittel- und Haushaltsmittelkonzernen verfolgt. Sieben der neun Firmen bestätigten laut der NGO, dass sie Palmöl von Wilmar in Indonesien beziehen, jedoch waren nur zwei bereit zu sagen, welche ihrer Produkte konkret betroffen sind. Für Amnesty ist das inakzeptabel: "Die Konzerne müssen offenlegen, woher die Rohstoffe in ihren Produkten stammen", sagte Seema Joshi, Leiterin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty.

Dieses Verhalten sei auch respektlos gegenüber Konsumenten, die sich beim Kauf im Supermarkt ethisch korrekt verhalten wollen. Amnesty forderte die Länder auf, in denen die importierenden multinationalen Konzerne ihren Sitz haben, wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Missbrauch zu ergreifen, denn freiwillige Initiativen würden nicht ausreichen.

Am Donnerstag werden die NGOs Südwind und Global 2000 ihren Bericht zu Palmöl in Wien vorstellen. Unter anderem wird dabei gezeigt, welche der handelsüblichen Kekse Palmöl enthalten. "Eine Reduktion von Palmöl kann vor allem durch das Selberbacken erreicht werden", nennt Global-2000-Sprecher Michael Lachsteiner eine der Erkenntnisse der Recherchereise nach Indonesien, die auch die negativen Umweltaspekte der Palmölproduktion zum Inhalt hat. (APA, 30.11.2016)