Bild nicht mehr verfügbar.

Die Europäische Zentralbank wird kommende Woche unter dem Vorsitz von Mario Draghi zu ihrer nächsten Sitzung zusammenkommen.

Foto: REUTERS/Francois Lenoir/

Madrid – Die EZB will eher als erwartet den von ihr gewünschten Preisauftrieb in der Eurozone in Gang bringen. EZB-Chef Mario Draghi kündigte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der spanischen Zeitung "El Pais" an, die Inflationsmarke von knapp zwei Prozent im Zeitraum "zwischen 2018 und 2019" erreichen zu wollen.

Diese Äußerung lässt aufhorchen. Denn Fachleute hatten bisher ein Verfehlen des Ziels bis ins nächste Jahrzehnt hinein vorausgesagt. Aktuell liegt die Inflation mit 0,6 Prozent noch weit von dem EZB-Ziel entfernt. Deshalb ist Draghi zufolge die ultralockere Geldpolitik derzeit notwendig, um der Konjunktur unter die Arme zu greifen. Die niedrigen Zinsen seien "wesentlich" für eine vollständige Erholung. "Und wenn dies erreicht ist, werden die Zinsen steigen", sagte der Italiener.

Die Europäische Zentralbank wird kommende Woche zu ihrer nächsten Sitzung zusammenkommen. Sie wird dabei aller Voraussicht nach an ihrer Nullzinspolitik festhalten. Zugleich werden Draghi & Co darüber entscheiden, ob sie ihr noch bis Ende März 2017 laufendes billionenschweres Wertpapierprogramm verlängern, mit dem sie Wachstum und Inflation antreiben wollen. Die Währungshüter erwarben zuletzt Staats- und Firmenanleihen sowie weitere Wertpapiere im monatlichen Volumen von rund 80 Milliarden Euro.

Programm verlängern

Ökonom Peter Vanden Houte von der Bank ING erwartet, dass die Euro-Wächter das aktuelle Programm um "drei bis sechs Monate" verlängern werden. Falls sich der Aufschwung weiter festigen und die Inflation stärker anziehen sollte, könne die EZB dann Mitte nächsten Jahres das Abschmelzen der Anleihenkäufe angehen.

Draghi ließ sich in dem Zeitungs-Interview jedoch nicht in die Karten blicken: Er deutete lediglich an, dass die EZB beim Anschieben der Konjunktur nicht auf die Bremse treten will. Das "sehr erhebliche Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung" werde beibehalten. "Wir können die angemessene Ausrichtung über verschiedene Kombinationen von Instrumenten erreichen", fügte er hinzu. Dabei nannte er den monatlichen Umfang der Anleihenkäufe und auch ihre zeitlichen Rahmen. "Ich möchte der Debatte über die verschiedenen Optionen nicht vorgreifen."

Die EZB hat in diesem Jahr bereits bei der mit ihren massiven Geldspritzen angestrebten Erhöhung der Inflationsrate Etappensiege erzielt: Seit August nimmt der Preisauftrieb stetig zu. Im November verteuerten sich Waren und Dienstleistungen zum Vorjahr um 0,6 Prozent und damit so stark wie seit 31 Monaten nicht mehr. Die Kosten für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen um 0,7 Prozent. Zugleich verbilligte sich Energie allerdings stärker als im Vormonat und zwar um 1,1 Prozent zum Vorjahr nach einem Rückgang von 0,9 Prozent im Oktober. "Der Preisdruck in der Eurozone ist gering. Vor diesem Hintergrund gibt es für die Europäische Zentralbank keinen Grund, von ihrer ultralockeren Geldpolitik abzurücken", meint Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg. (APA, Reuters, 30.11.2016)