Die Ölscheichs sind zahnlos geworden. Sie haben nur mehr wenig Einfluss auf den Ölpreis, auch wenn dieser nach der beschlossenen Produktionskürzung zunächst gestiegen ist. Das ist gut und schlecht zugleich. Gut, weil Rohöl nur mehr beschränkt als Waffe im Ringen um Einfluss und Macht eingesetzt werden kann. Schlecht, weil viele neue Player viel frisches Öl auf den Markt bringen und die Preise infolgedessen eher drücken als unterstützen. Bei Öl ist das mehr als bedenklich.

Nimmt man die beim Klimagipfel vergangenen Dezember in Paris getroffene Vereinbarung ernst, den mittleren Temperaturanstieg auf zwei Grad, besser noch auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, darf nicht weiter Öl verbrannt werden. Bleiben Benzin und Diesel aber billig, weil die Rohölpreise wenig Drall nach oben zeigen, werden falsche, um nicht zu sagen gefährliche Kaufentscheidungen getroffen: etwa spritschluckende SUVs statt sparsamer Vehikel, die trotz effizienterer Motoren unterm Strich mehr CO2 in die Luft blasen.

Her also mit teurerem Benzin. Nur wie, wenn die Märkte mit Öl geflutet werden und die Preise crashen? Hier müsste der Staat einspringen – mit einer indexierten Steuer auf Treibstoffe. Sinkt der Rohölpreis, steigt der Steuersatz; wird Rohöl teurer, sinkt er. Das eingenommene Geld sollte zweckgebunden werden, beispielsweise für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs – damit etwas Gutes geschieht. (Günther Strobl, 30.11.2016)