Salzburg – Etwa 40 bis 45 Prozent der Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind, seien durch die Erlebnisse im Kriegsgebiet oder auf der Flucht traumatisiert, hätten aber in Salzburg keinen Zugang zu Psychotherapie über die Krankenkassa, kritisiert die Plattform für Menschenrechte in ihrem im aktuellen Menschenrechtsbericht.

Die fehlende Verarbeitung von Traumata löse schwere Folgeprobleme aus, sagt Ursula Liebing von der Plattform. Die Bearbeitung psychischer Probleme schaffe erst die Voraussetzung, dass Menschen Deutsch lernen und sich integrieren können.

Dolmetscher für Therapie nötig

Ein zusätzliches Problem sei die Sprachbarriere bei Therapien. "Muttersprachliche Therapeuten gibt es kaum", sagt Liebing. Die Dolmetscherkosten für eine Therapiesitzung liegen zwischen 30 bis 75 Euro. Die Plattform für Menschenrechte fordert einen gemeinsamen Fonds von Land und den Krankenkassen für die Dolmetschkosten.

Positiv bewertet die Plattform für Menschenrechte, dass zumindest traumatisierte Kinder einen Zugang zur Therapie in der Christian-Doppler-Klink haben. "Aber nur dann, wenn sie schwersttraumatisiert sind oder bereits Entwicklungsstörungen haben", schränkt Liebing ein.

Um zumindest einige Psychotherapiestunden zu ermöglichen, hat die Plattform 2015 das Projekt "Hiketides" gestartet. Die beteiligten Therapeuten arbeiten zu einem ermäßigten Honorar, ebenso die Dolmetscher, die Großteils von den Salzburger Gesundheitslotsinnen kommen. Der Großteil der Klienten, die über "Hiketides" betreut werden, sind Jugendliche. Das Projekt ist ausschließlich durch Spenden finanziert. Auch die Caritas Salzburg bietet mit dem Projekt "Sotiria" Psychotherapie für Asylwerber an. (Stefanie Ruep, 3.12.2016)