Väter haben durch Elternzeit keine Lohneinbußen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.

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Viele Väter würden gerne mehr Zeit mit ihrem Nachwuchs verbringen. Tun es aber nicht, weil sie finanzielle Einbußen und Karrierenachteile befürchten. Während in Österreich fast jede zweite erwerbstätige Frau Teilzeit arbeitet, liegt die Quote bei Männern bei nur elf Prozent. Aber bedeuten Elternzeit und Teilzeitarbeit für Männer wirklich automatisch Einkommensverlust, Karriereknick und berufliches Abstellgleis, wie es oftmals heißt?

Das Elternzeitgesetz in Deutschland regelt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen haben bis zur Vollendung des dritten Lebensjahrs des Kindes einen Rechtsanspruch auf unentgeltliche Freistellung. Während der Elternzeit kann aber auch bis zu 30 Stunden pro Woche weitergearbeitet werden.

Mareike Bünning vom Wissenszentrum Berlin für Sozialforschung hat sich die Frage der Vereinbarkeit für Männer genauer angesehen. In einer umfassenden Studie untersuchte sie, welche Auswirkungen eine Arbeitsreduktion auf die Stundenlöhne von Vätern hat. Genauer: wie sich die Folgen einer Elternzeit von den Konsequenzen einer Teilzeitarbeit unterscheiden. Ergebnis der Studie: Männer, die Elternzeit in Anspruch nehmen, müssen keine Lohneinbußen hinnehmen. Väter, die Teilzeit arbeiten, hingegen schon.

Ob Privatwirtschaft oder öffentlicher Dienst

Dabei sei es egal, ob Väter nur wenige Monate oder für einen längeren Zeitraum von der Möglichkeit der Elternzeit Gebrauch machen. Ihre Inanspruchnahme hat keinen negativen Einfluss auf die Entwicklung der Löhne, unabhängig davon, ob die betroffenen Männer im öffentlichen Dienst oder in der Privatwirtschaft arbeiten. Das gelte für alle Väter – mit oder ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Wenn Männer sich aber entscheiden, Teilzeit zu arbeiten, um mehr Zeit für ihre Kinder aufzuwenden, müssen sie berufliche Nachteile in Kauf nehmen. Teilzeitarbeit führe zu einem geringeren Stundenlohn, pro Monat würde sich dieser durchschnittlich um 0,2 Prozent verringern. Nach einem Jahr Teilzeitarbeit müssten Männer mit Lohneinbußen von durchschnittlich drei Prozent rechnen. Ein möglicher Grund dafür sei der schlechte Ruf der Teilzeitanstellung, sagt die Studienautorin. Arbeitgeber würden das Ansuchen um Teilzeitarbeit immer noch als mangelnde Motivation deuten. Dafür würde es eben keine Lohnerhöhung und Beförderung geben, sondern weniger Geld.

Gesetzlicher Rahmen ermöglicht Vereinbarkeit

Die gesetzliche Elternzeit würde also einen Rahmen bieten, der Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht – und das ganz ohne berufliche Schattenseiten, sagt Mareike Bünning. Für ihre Studie analysierte sie die Daten des "Sozio-oekonomischen Panels" (SOEP) von 1991 bis 2013, einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland, und des Panels Familien in Deutschland von 2010 bis 2013. Die Ergebnisse sind nun in der "Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie" erschienen. (chrit, 6.12.2016)