Es ist der zentrale europäische Gedanke: die Grenzen überwinden, die eigenen Landsleute nie bevorzugen. Und dann gibt es Österreich, das drei Viertel aller Medizinstudienplätze für heimische Studierende reserviert.

Neun Jahre lang mussten österreichische Wissenschaftsminister der EU-Kommission darüber Bericht erstatten, warum der Zugang zum Medizinstudium für EU-Ausländer hierzulande limitiert ist. Argumentiert wurde das mit der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung.

Gehen ein Viertel aller Absolventen wieder in ihre Heimatländer zurück, hat Österreich zwar in deren Ausbildung investiert, muss sich seine Wunden aber selbst versorgen. Aus nationalökonomischer Sicht ist da eine Quote durchaus nachvollziehbar. Wäre da nicht Europa, wo Landesgrenzen weder Ausbildung noch Job behindern dürfen.

Es ist ein österreichischer Ansatz, ein Strukturproblem wie ein teures Gesundheitssystem damit lösen zu wollen, neue Hürden einzuziehen, anstatt Anreize zu schaffen. Man könnte auch Stipendien für ausländische Studierende schaffen und sie mit der Auflage versehen, für einen bestimmten Zeitraum zu bleiben. Die Ärzteausbildung ist nicht mit dem Studium abgeschlossen, man könnte als Anreiz auch die Weiterbildung attraktiver gestalten. Ein Wettbewerb schadet einer Uni nicht, ganz im Gegenteil. Es ist eine Auszeichnung, wenn viele aus dem Ausland hier studieren wollen. (Marie-Theres Egyed, 2.12.2016)