Wurde bei Rapid zuerst kalt gestellt und zuletzt wieder ins kalte Wasser geworfen: Mario Sonnleitner.

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Erster Einsatz nach Monaten: Ausgerechnet gegen die Austria. Mit hitzigen Szenen.

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Wien – Mario Sonnleitner erinnert sich natürlich an Zoran Barisic. Und das nicht nur wegen des uneingeschränkten Vertrauens, das er beim ehemaligen Rapid-Trainer genossen hat. "Fußball kann ein Scheißspiel sein", wurde Barisic einmal zitiert. Das Original gehört Ernst Dokupil. "Es ist ja nicht so", sagt Sonnleitner zum STANDARD, "dass wir immer ausgespielt werden oder dass wir keine Chancen haben." Der 30-jährige Steirer führt Rapids sportliches Tal, im November gab es nur einen Ligapunkt, auch auf Pech zurück. "Ich erinnere mich an fünf Gegentore aus Standards, ein Abseitstor in Genk. Der Knoten kann aber schnell platzen." Und er ist geplatzt. Mit dem Sieg gegen St. Pölten durch ein Tor von Arnor Traustason. Isländer kommen erst bei Minustemperaturen in Form.

Rapid ist vor der Winterpause um Schadensbegrenzung bemüht. Platz fünf in der Tabelle soll abgesichert, der Rückstand auf die viertplatzierte Austria (zehn Punkte) verringert werden. Einen Vierkampf um die Meisterschaft (Sturm, Altach, Salzburg, Austria) schließt Sonnleitner aus. "Weil wir im Frühjahr noch einmal oben mitmischen wollen."

Würdigung

Für Sonnleitner ist schon vorab Weihnachten. Nach seiner Ausbootung unter Mike Büskens ist der Innenverteidiger nach Monaten ohne Spielpraxis unter Damir Canadi wieder gesetzt. Ob er eine Genugtuung verspüre, dass das deutsche Duo Müller/Büskens gescheitert sei? "Überhaupt nicht. Ich habe die Situation so angenommen, wie sie ist, bin keiner, der jammert." Ob der Platz auf der Ersatzbank gerechtfertigt war oder nicht, müssen andere beurteilen. Sonnleitners nicht blödes Motto: "Jeder Mensch soll zuerst einmal vor seiner eigenen Tür kehren."

Canadi hat Sonnleitner gar zum Kapitän gemacht. Ein Amt, das dieser überbewertet sieht. "Ich kann dem Stürmer nicht sagen, wo er hinlaufen soll. Dafür ist die Distanz zu weit. Wir wollen wieder vorne mitspielen. Dafür brauchen wir viel mehr Führungsspieler."

In der Bundesliga kickt Sonnleitner schon eine halbe Ewigkeit, seit sechs Jahren bei Rapid. Insgesamt hat er 322 Partien absolviert, 63-mal Europacup gespielt. Mit 18 Jahren fiel der gebürtige Vorauer schon durch seine ausgeprägte athletische Stärke beim GAK auf. Im selben Jahr, 2007, verletzte er sich aber auch am Schambein, musste sechs Monate pausieren. "Das war bitter." Sonnleitner stand seinerzeit unter Josef Hickersberger im Teamkader für die Europameisterschaft 2008. "Und vielleicht hätte ich es auch zur EM geschafft."

"Lustig war es nie"

Die Rapid-Tribüne war aber der Härtetest. Auf Facebook bekannte sich Sonnleitner trotzdem inbrünstig zu seinem Klub. Ob er das vor zehn Jahren so durchgestanden hätte? "Schwer zu beurteilen. Einstellungen verändern sich im Leben. Lustig war es nie. Aber mit 18 war ich sicher ungeduldiger."

Rapid hat in dieser Saison schon viel gewechselt: Stadion, Spieler, Sportdirektor, Trainer und zuletzt sogar das System. Das von Büskens meist bevorzugte 4-2-3-1 veränderte Canadi in ein 3-5-2. Ein System, "das von Spiel zu Spiel besser funktioniert". Und das am Donnerstag daheim gegen Bilbao auf dem Prüfstand steht. Am Sonntag empfängt man die SV Ried, im Frühjahr werden die Karten neu gemischt. Wohl auch bei Rapid, wenn wieder alle fünf Innenverteidiger fit sind. Sonnleitner hat keine Angst vor dem Kampf ums Leiberl. "Ich kann mich jeden Tag in den Spiegel schauen, habe für mich die Dinge immer richtig gemacht." (Florian Vetter, 6.12.2016)