Aleppo – Syriens Führung lehnt eine neue Feuerpause für die schwer umkämpfte Stadt Aleppo ab. "Wir werden keine Waffenruhe akzeptieren", sagte der Parlamentsabgeordnete aus Aleppo, Fares Shehabi, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Sie (die Rebellen) müssen zuerst abziehen. Wenn sie nicht abziehen, werden wir unsere Angriffe fortsetzen."

Die oppositionellen Milizen in Aleppo hatten zuvor eine neue fünftägige Waffenruhe vorgeschlagen. Sie solle dazu dienen, unter Aufsicht der Vereinten Nationen Verletzte und Zivilisten aus der Stadt zu bringen, hieß es in einer Erklärung. Anschließend könne über die Zukunft Aleppos gesprochen werden.

"Haufen Lügner"

Shehabi bezeichnete die Rebellen als einen "Haufen Lügner", die die Waffenruhe nutzen wollten, um ihre Stellungen zu verstärken. Zuvor hatten syrische Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten die gesamte Altstadt Aleppos eingenommen. Die letzten Rebellen seien aus der Altstadt abgezogen, nachdem die Armee die Nachbarbezirke Bab al-Hadid und Akjul eingenommen habe, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit.

Die in Großbritannien ansässige Organisation ist in Syrien breit vernetzt, ihre Angaben können von unabhängiger Seite aber kaum überprüft werden. Seit Tagen erobern die Regierungstruppen ein Viertel Aleppos nach dem anderen.

Im Ostteil der einstigen Wirtschaftsmetropole hatten die Regierungstruppen Mitte November eine Großoffensive begonnen. Seither sind nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 80.000 Zivilisten aus den östlichen Vierteln geflüchtet. Rund 170.000 Menschen sollen Schätzungen zufolge dort noch eingeschlossen sein. Inzwischen haben Regierungstruppen nach Angaben von Aktivisten drei Viertel des Ostteils von Aleppo von den Aufständischen erobert.

Israel soll Angriff geflogen haben

Israel hat zudem nach Angaben der syrischen Regierung einen Militärflughafen am Stadtrand von Damaskus angegriffen. In der Umgebung des Geländes seien mehrere Raketen eingeschlagen, meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Mittwoch unter Berufung auf eine nicht näher genannte Militärquelle. Demnach brach ein Feuer aus, Verletzte gab es jedoch nicht.

Der "israelische Feind" wolle damit "Terrororganisationen unterstützen", hieß es weiter. Anrainer hätten am frühen Morgen laute Explosionen gehört, meldete der libanesische TV-Sender Al-Mayadeen, der der syrischen Regierung nahesteht. Ein Sprecherin der israelischen Armee wollte zu dem Vorfall keinen Kommentar abgeben.

Israels Luftwaffe hat bereits mehrfach Ziele in Syrien angegriffen. Vor einer Woche bombardierte ein Jet nach übereinstimmenden Berichten eine Stellung der Armee nahe Damaskus. Laut Beobachtern könnten die Angriffe auch der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah gelten, die die syrische Regierung im Bürgerkrieg unterstützt. (APA, 7.12.2016)