Boris Becker (re.) hat eine Erklärung für den Abwärtstrend von Novak Djokovic.

Foto: APA/AFP/FEDERATION FRANCAISE DE

Belgrad – Einen Tag nachdem Bekanntgabe der Trennung von Novak Djokovic und Boris Becker hat sich der deutsche Coach im britischen Sender Sky News über die Gründe für das Formtief des Serben in der zweiten Saisonhälfte geäußert. Dass Djokovic mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte, habe ihn vom Kurs abgebracht.

Keine Zeit für Familie

"Er hat in den letzten sechs Monaten nicht genügend Zeit auf dem Trainingsplatz verbracht, und er weiß das", sagte Becker über seinen ehemaligen Schützling, der verheiratet ist und einen zweijährigen Sohn hat. "Erfolge, wie sie Djokovic gehabt hat, kommen nicht auf Knopfdruck. Man muss hart arbeiten, weil die Konkurrenz es auch tut", so Becker. Der Job eines Tennisspielers sei wahrscheinlich der "am meisten egoistische im Sport". Alles müsse sich um einen selbst drehen. "Er ist der Erste, der sich als Familienmenschen bezeichnet." Und doch müsse die Familie in diesem Job oft hintanstehen.

Djokovic hatte wohl nicht umsonst nach dem verlorenen Endspiel bei den ATP-Finals in London auch die Frau von Andy Murray gelobt. Diese war im Februar erstmals Mutter geworden. Sie habe in diesem Jahr vielleicht sogar mehr geleistet als ihr Mann, meinte er damals. Auch die Tatsache, dass der Serbe in London nicht auf die künftige Trainerplanung eingehen wollte, hatte Spekulationen über ein Ende der Zusammenarbeit mit Becker beflügelt.

Aus Sicht des 49-jährigen Becker hatte die Niederlage im US-Open-Finale gegen Stan Wawrinka eine entscheidende Bedeutung für den restlichen Saisonverlauf. Es sei ein massiver mentaler Schlag für Djokovic gewesen.

Unerwartete Rückschläge

Schon vor den US Open musste Djokovic, der mit dem French-Open-Sieg im Juni seinen Karriere-Grand-Slam vollendet hatte, unerwartete Rückschläge hinnehmen. Er schied in Wimbledon und bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro früh aus. In der Schlussphase der Saison wurde er von Andy Murray als Weltranglisten-Leader abgelöst.

"Ich denke, dass er sogar ein wenig verlieren musste, um zu erkennen, wie es ist zu verlieren. Schließlich hat er zweieinhalb Jahre lang kaum verloren", erklärte Becker. "Jetzt muss er zurück an die Arbeit und sich wieder auf das fokussieren, was ihn stark gemacht hat." (APA, sda, 7.12.2016)