Wien – Von Vivaldis Vier Jahreszeiten sind mir Winter und Sommer die liebsten. Bei Elektroautos dürften Frühling und Herbst höher im Kurs stehen – Jahreszeiten mit gemäßigten Temperaturen, die es Elektroautos möglich machen, ihre Reichweitenversprechen noch am ehesten einzulösen.

Der i3 von BMW ist da keine Ausnahme, wiewohl die neueste Generation des Elektrosprinters aus Bayern deutlich mehr Saft im Akku hat als die Erstversion.

Im Alltag kommt man dank der neuen Batterie auf rund 200 km, das bedeutet real eine Reichweitensteigerung von rund 50 Prozent.
Foto: Guido Gluschitsch

Die Feindschaft zu tiefen Temperaturen rührt daher, dass diese die Speicherfähigkeit der Batterie verringern. Kommt hinzu, dass es ohne Heizung und Licht kaum geht, wenn es draußen kalt und dunkel ist. Das drückt die Reichweite aller Elektroautos drastisch, auch die des i3. Das ist zwar kein Drama, aber man muss es einkalkulieren, wenn man beispielsweise als Pendler täglich eine größere Strecke zurückzulegen hat. Im Sommer ist es weniger arg. Bei Hitzestau im Auto kann man die Fenster öffnen. Durch sparsamen Gebrauch der Klimaanlage gewinnt man zusätzlich Reichweite.

Mit einer Vollladung komme der neue, mit fetterem Akku bestückte i3 im Normzyklus rund 300 km weit, verspricht BMW. Im Alltag seien, ohne zu laden, an die 200 km möglich. In diesen Tagen heißt Alltag Stop-and-go-Verkehr in der Stadt, Überholmanöver auf der Autobahn, manchmal Regen, dann wieder Kälte, Schnee und stockdunkle Nacht schon ab fünf.

Optisch hat sich der i3 mit mehr Reichweite nicht verändert.
Foto: Guido Gluschitsch

Wir wollten testen, was das BMW-Verspechen tatsächlich wert ist und setzten uns in ein blau-schwarzes Gefährt. Über die Optik, die kaum verändert wurde, lässt sich streiten. Was Komfort, Infotainment und Assistenzsysteme betrifft, ist der kräftigere i3 jedenfalls rundum stimmig. Mit dem Start-Stopp-Knopf, der im Schaltmodul integriert seitlich am Lenkradhals montiert ist, hebt sich BMW von anderen Herstellern ab. Mit einem in der Mittelkonsole eingebauten Schalter lässt sich zwischen zwei Fahrmodi switchen: Comfort und Eco Pro.

Etwas eigen ist der Startknopf und das Schaltmodul seitlich am Lenkradhals.
Foto: Guido Gluschitsch

Comfort saugt mehr Strom, lässt aber spritzigeres Fahren zu als der Eco-Modus. In puncto Spritzigkeit unterscheidet sich der überarbeitete i3 nicht vom Vorgänger, obwohl die Lithium-Ionen-Zellen bei gleicher Batteriegröße über eine höhere Speicherdichte verfügen, in der Reichweite aber schon.

Fazit: Wer nicht ständig mit Bleifuß unterwegs ist, vorausblickend fährt und Energie rekuperiert statt unreflektiert zu bremsen, schafft 200 km und etwas darüber hinaus. Das sind nicht Welten, aber doch 60 bis 80 km mehr als bisher. Das Zittern, ob man tatsächlich ankommt, wo man ankommen will, lässt merklich nach. (Günther Strobl, 11.12.2016)

Foto: Guido Gluschitsch

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