Gründerinnen sind in wachstums- und technologieorientierten Unternehmen unterrepräsentiert. Laut Austrian University Female Founders Report liegt das an unterschiedlichen Faktoren, die zum Teil bereits in frühen Lebensphasen zu finden und oftmals gesellschaftlich bedingt sind.

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Female Founders ist eine unabhängige Initiative zur Vernetzung und Unterstützung von Frauen in der Start-up-Szene, die im Mai als Spin-off des Wissenstransferzentrums Ost gegründet wurde. Nina Wöss, Tanja Sternbauer und Lisa Fassl (von links) gossen die Erkenntnisse aus dieser Studie in einen Call to Action.

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Start-ups sind in Österreich männlich dominiert – zumindest was die Gründung anbelangt: Der Anteil von Gründerinnen wird auf nur zehn Prozent geschätzt und ist laut aktuellen Zahlen sogar rückläufig. Wer denkt, dass Frauen einfach generell gründungsmüde sind, der irrt: Bei den klassischen Unternehmensgründungen liegt der Anteil bei 60 Prozent. Warum also der Unterschied? Gründen Frauen anders? Dies sind die Fragen, die beim heute vorgestellten Austrian University Female Founders Report im Zentrum stehen.

Wer befragt wurde

Die Studie wurde vom Wissenstransferzentrum Ost (WTZ Ost) im Rahmen eines Schwerpunktprojekts zum Thema Female Entrepreneurship initiiert. Befragt wurden insgesamt 200 Frauen, die bereits gegründet haben (85) oder es in Zukunft planen (115), via Onlinefragebogen. Die Frauen konnten dabei sowohl geschlossene als auch offene Fragen beantworten.

Die wichtigsten Wünsche

Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten vor allem in drei Bereichen Handlungsbedarf sehen, um eine unternehmerische Laufbahn für Frauen attraktiver zu machen und den Weg von der ersten Idee zur erfolgreichen Gründung zu beschleunigen:

  • Verstärkte Vermittlung von Know-how hinsichtlich betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Grundlage
  • Stärkung von Softskills wie z. B. Verhandlungs- und Präsentationstechnik
  • Vernetzung und gegenseitige Unterstützung von Gründerinnen

Andere Branchen

Blickt man auf die Branchen, muss die Antwort auf die Frage, ob Frauen anders gründen, Ja lauten: Gegründet wurde vor allem in den Bereichen Kunst und Kultur (19 Prozent), Medien- und Kreativwirtschaft (18 Prozent), Consulting und Agentur (17 Prozent), sowie Marketing und PR (13 Prozent). Auch bei den zukünftigen Gründerinnen liegen diese Branchen hoch im Kurs. Nur ein geringer Anteil der befragten Frauen hat ein Unternehmen im Bereich Technik, IT oder Life Sciences gegründet oder will dies in Zukunft tun.

Weniger selbstbewusst

Jene Frauen, die bereits ein Unternehmen gegründet haben, wurden auch nach ihrer Einschätzung zum Gründungsverhalten zwischen Frauen und Männern befragt. Der geringe Frauenanteil in der Gründungsszene wird von der Mehrheit der befragten 85 Gründerinnen (65 Prozent) auf gesellschaftliche und kulturelle Faktoren zurückgeführt: 56 Prozent geben an, dass Männer selbstbewusster auftreten, entschlussfreudiger und risikobereiter seien. Knapp 20 Prozent waren der Meinung, dass Männern schneller eine Chance gegeben würde, während Frauen stärker um Unterstützung (zum Beispiel von Investoren) kämpfen müssten.

Die Antworten auf die offenen Fragen würden verdeutlichen, dass Entrepreneurship hauptsächlich männlich konnotiert sei. Die befragten Frauen wünschen sich deswegen Bewusstseinsbildung bei Männern und Frauen, um traditionelle Rollenbilder und Sozialisationsmuster aufzubrechen und gleiche Bedingungen zu schaffen. Die Anregungen vieler, unternehmerische Skills und Gründergeist bereits ab Beginn der Schullaufbahn zu vermitteln, nahmen die Female Founders auch in ihren "Call to Action" auf, den sie bei Veröffentlichung der Ergebnisse präsentierten.

Unsicherheit hindert

Ein weiterer wichtiger Grund für den geringen Anteil an Gründerinnen ist die Angst vor – vor allem finanzieller – Ungewissheit. 44 Prozent nannten solche Aspekte in den offenen Antworten. Auch nach Gegenmaßnahmen wurde gefragt: Regelmäßiger Erfahrungsaustausch unter Frauen in spezifischen Netzwerken, Workshops, Dialoggruppen oder Mentoring-Programme könnten laut 26 Prozent dazu beitragen, mehr Frauen für eine unternehmerische Laufbahn zu begeistern und Unsicherheiten abzubauen.

Auch der Wunsch nach stärkerer Vernetzung ist groß: Vor allem Frauen, die erst vorhaben, ein Unternehmen zu gründen, wünschen sich intensivere Austauschmöglichkeiten mit erfolgreichen Gründerinnen und ein längerfristiges Coaching und Mentoring. Für diejenigen, die bereits gegründet haben, war dieser Punkt eine zentrale Hilfestellung im Gründungsprozess.

Warum mehr Frauen?

Weshalb es zu dieser Studie kam und wieso es mehr weibliche Gründer braucht, ist für Studienautorin Lisa Fassl schnell erklärt: Dass Female Entrepreneurship in wachstums- und technologieorientierten Unternehmen ein Schlüssel zum Erfolg sei, zeige beispielsweise die Portfolioanalyse des US-amerikanischen Venture-Capital-Fonds First Round: Unternehmen mit mindestens einem weiblichen Gründungsmitglied waren signifikant (um 63 Prozent) erfolgreicher als rein männliche Gründungsteams. Fassl hat noch einige solcher Beispiele parat. In Zukunft wird sie sich dafür einsetzen, dass auch in Österreich mehr Frauen den Schritt zur Gründung wagen. (lhag, 13.12.2016)