Weit musste Marco Serra nicht übersiedeln mit seinem italienischen Feinkostladen. Im Bubbacco in der Ungargasse, wo vorher feinste Alimentari verkauft wurden, kann man seit kurzem Klamotten shoppen. Gleich nebenan, im ehemaligen Physikalischen Institut, wird dafür jetzt italienisch aufgekocht, und statt verspannter Patienten werden die Nudelteige durchgeknetet. Die Medizinbälle und Massageliegen sind einer Vitrine und einem schweren, riesigen Holztisch gewichen, der in einem separaten Raum steht und für private Veranstaltungen genutzt werden kann.

Die Einrichtung wirkt wie eine Mischung aus Café, Kantine, Almhütte und Berliner Hipster-Laden mit schwarzen und weißen Holzsesseln, Fliesentischen und Industrielampen. Italo-Musik aus den Retro-Boxen und Regale mit italienischen Köstlichkeiten wie Pasta, Sugos und Panettone sorgen aber zumindest für italienisches Flair. Und natürlich der Chef, Marco Serra. Der in Sardinien geborene Koch ist in Wien vor allem für seine Kochkurse und Caterings bekannt. Nun hat er sein eigenes Lokal eröffnet und serviert authentische Italo-Küche.

Caponata mit Zucchini, Melanzani und Paprika (8 Euro).
Foto: Alex Stranig

Caponata di verdure zum Beispiel mit Zucchini, Melanzani und Paprika. Das gewürfelte, karamellisierte und mit Essig abgelöschte Gemüse wird mit Hartkäse und Basilikumpesto serviert. Die süßsaure Symbiose wird lediglich durch den Brotchip aus der Balance gebracht. Dieser zieht sich überhaupt durch alle bestellten Gerichte und findet konsequent seinen Weg auf den Teller.

Millefoglie mit Melanzani, Büffelmozzarella und Tomaten (8,90 Euro).
Foto: Alex Stranig

Auch auf der Melanzani-Millefoglie thront der getrocknete und fein gehobelte Kohlenhydratteufel, geht dabei aber zumindest einen Dialog mit dem frisch gezupften Basilikum ein, der perfekt zum cremigen und mit Olivenöl beträufelten Büffelmozzarella passt. Erfreulicherweise gibt es in Marco Serras Piccola Cucina vor allem Speisen, die man nicht bei jedem Italiener in Wien bekommt. Das scheint einen Gast und seine Kinder verschreckt zu haben, dürften sie sich doch bereits auf Pizza und Spaghetti gefreut haben. Nach einem Glas Mineralwasser verlassen sie mit hungrigen Mägen das Lokal. Selbst schuld.

Fregola mit Steinpilzen und Apfel (10,20 Euro).
Foto: Alex Stranig

So werden sie wohl nicht erfahren, wie herrlich Fregola mit Steinpilzen und Apfel ist. Die sardische Pasta-Spezialität hat einen guten Biss und schmeckt – dank Schwammerl und Apferl – herrlich frisch.

Gnocchi mit Furchengarnelen und Erbsenpüree (14,20 Euro).
Foto: Alex Stranig

Großartig sind auch die frischen und hausgemachten Gnocchi mit Garnelen und Erbsenpüree. Die italienischen Kartoffelnocken sind alles andere als trocken und saugen den Sud der Garnelen richtig auf. Der Brotchip drängt sich auch hier wieder sehr dominant in den Mittelpunkt. Gut, dann wird eben ein Dessert bestellt und gehofft, dass wenigstens dieses ohne obligatorische Brotchips auskommt.

Tiramisu Scomposto (4,50 Euro).
Foto: Alex Stranig

Aufatmen – hier kredenzt man Biskotten, was durchaus Sinn macht. Taucht man die Biskotte in den dazu servierten Espresso, kann man ihn als Löffel verwenden und die Mascarpone-Creme aus dem Glas löffeln. Das Tiramisu Scomposto wird – dem Namen entsprechend (zerlegtes Tiramisu) – in seinen Einzelteilen serviert und schmeckt süchtigmachend gut. Im Zuckerschock und siebten Süßigkeitenhimmel vergisst man schnell die vielen vorangegangen Brotchips und erfreut sich am Dolce Vita. (Alex Stranig, 13.12.2016)

Am Eingang gibt es eine kleine Auswahl an italienischen Spezialitäten.
Foto: Alex Stranig