Statt sich auf Pisa zu fokussieren, sollten andere Punkte im Bildungswesen angepackt werden.

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Das Erreichen von Pisa-Anforderungen kann nicht das oberste Gebot in der Bildung sein. Die Kernkompetenzen sollten sich auf die Vermittlung von Bildung in der Zielorientierung persönlicher Handlungsfähigkeit in wesentlichen gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen fokussieren. Dazu habe ich mehrere Vorschläge:

  1. die gesellschaftliche Orientierung auf und die Bereitstellung für bestmögliche kindliche Entwicklung in Familien oder ähnlichen Beziehungsgruppen;

  2. mehr politische Empathie und echtes Engagement für Lösungsmöglichkeiten betroffener Kinder in benachteiligenden Entwicklungssituationen;

  3. dringende professionelle Weiterentwicklung der begonnenen Verbesserungsversuche in der Frühförderung psychosozialer Kindesentwicklung. Dafür muss die Gesellschaft erforderliche Mittel bereitstellen, denn Weiterentwicklung kann nur funktionieren, wenn die fachlich tätigen Personen vor Ort eingebunden werden;

  4. eine unabhängige und objektive Analyse des derzeitigen schulischen Bildungssystems unter kategorischem Ausschluss sogenannter populärwissenschaftlicher oder selbsternannter "Bildungsberater";

  5. echte und nachvollziehbare Konzentration der Pädagogischen Hochschulen auf bestmögliche Aus- und Fortbildung der Lehrpersonen: qualitativ hochwertige Ausbildung unter strenger Achtsamkeit hinsichtlich Qualifikation der Lehrenden und Studierenden;

  6. Teilung der Schulaufsicht in "administrative" und "pädagogische" Sicherstellung der Schulorganisation und Personalqualität in Hinblick auf die Zielvorgaben der Bildungsstätte. Die Schuladministration sollte in die Hände von dafür einzurichtenden Organisationsverantwortlichen gegeben werden, die Pädagogik in die von bestqualifizierten und zyklisch überprüften LeiterInnen und Lehrpersonen;

  7. mehr objektive und unverschleierte Nachforschungen zum Status quo bezüglich sensibler Teilbereiche unter Einbeziehung der Erfahrungen und Vorschläge von tätigen Pädagoginnen und Pädagogen: beispielsweise Integration/Inklusion, Fördermaßnahmen/Erweiterungs- beziehungsweise Vertiefungsstrategien;

  8. Einrichtung eines "paraschulischen" Systems, welches die Bildungsarbeit an Schulen ertragreich begleitet (psychosoziale Stützsysteme).

Zurück zu den Größen der Reformpädagogik

Alleine anzustreben die Schulautonomie zu fördern, finde ich als einen Weg, die liberale Selbstverantwortung in die Absurdität zu führen. Autonomie ist Selbstbestimmung und bezieht sich auf das "Selbst". Das ist eine Umkehrung von gemeinwohlorientierter und akkordierter Bildung und Bildungsorganisation hin zu "liberaler Schulbewirtschaftung". Damit wird ein ökonomisch idealisierter Schulbegriff gefördert.

Besinnen wir uns zurück auf die Größen der Reformpädagogik und versuchen wir einen neuen Weg einzuschlagen, in dessen Architektur gelungene traditionelle Statik mit neuen ethischen überprüften Elementen verwoben wird. (Otto Wucherer, 15.12.2016)