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Foto: dpa/Soeren Stache

Washington – Die US-Notenbank Fed wagt nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten eine weitere Zinserhöhung und will 2017 mehrmals nachlegen. Die Währungshüter um Fed-Chefin Janet Yellen hoben das Niveau erstmals seit einem Jahr an und zum zweiten Mal nach der weltweiten Finanzkrise von 2008. Der Leitsatz wurde am Mittwoch um einen Viertelpunkt auf 0,5 bis 0,75 Prozent angehoben.

Die Fed reagierte damit auf den Boom am Arbeitsmarkt und die insgesamt rund laufende Konjunktur, die durch ein billionenschweres Investitionsprogramm Trumps noch weiteren Schub erhalten könnte. "Wir erwarten, dass sich die Wirtschaft weiter gut schlagen wird", sagte Yellen. Sie signalisierte, dass es im kommenden Jahr noch dreimal Erhöhungen geben könnte.

Keine Ratschläge

"Ich werde dem künftigen Präsidenten keine Ratschläge erteilen, wie er sich politisch verhalten soll", sagte Yellen. Persönlich habe sie zuletzt keinen Kontakt zu Trump gehabt. Trump hatte Yellen im Wahlkampf vorgeworfen, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, um das Platzen einer Börsenblase unter Barack Obama zu verhindern. Yellen pocht auf ihre Unabhängigkeit und muss sich dennoch darauf einstellen, dass sie von Trump 2018 nicht mehr für eine weitere Amtszeit nominiert wird.

Unklar blieb damit auch, inwieweit die Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung die Geldpolitik beeinflussen wird. "Ein möglicher vorübergehender Schub für Wachstum und Inflation könnte zu mehr Zinsschritten im Jahr 2017 führen als zunächst erwartet", sagte der Chefvolkswirt der Münchner Rück, Michael Menhart. Die Unsicherheit über Trumps Wirtschaftspolitik überwiege jedoch weiterhin.

Zuletzt hatte sich vor allem der US-Arbeitsmarkt als sehr stabil erwiesen. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 4,6 Prozent. Auch die Inflation zieht langsam an, weil die höhere Beschäftigung zu höheren Einkommen führt. Außerdem sind Energie- und Rohstoffpreise wieder leicht im Aufwärtstrend.

Schleusen geöffnet

Ihre Absicht, bereits früher im Jahr 2016 an der Zinsschraube zu drehen, hatte die Fed fallenlassen müssen. Auch weltwirtschaftliche Gründe sprachen dagegen. Die US-Zinspolitik hat vor allem in Entwicklungsländern große Auswirkungen, weil dort viele Geschäfte in Dollar abgewickelt werden und auch Schulden in der US-Währung auflaufen.

In Europa hatte die EZB erst vergangene Woche ihre Geldschleusen noch einmal ein Stück weiter geöffnet und neue Anleihenkäufe in Milliardenhöhe angekündigt. Eine Zinserhöhung in der Eurozone liegt damit in weiter Ferne. Eine zu große Lücke zwischen europäischem und US-Zinsniveau wäre eine weitere Belastung für den Euro.

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, bezeichnete die Entscheidung der Fed als Schritt in die richtige Richtung, weitere müssten folgen. "Die Inflationsrate in den USA steigt, und es ist wichtig, dass die Geldpolitik rechtzeitig gegensteuert", sagte Fuest.

Klaus Wiener, Chefvolkswirt des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, begrüßte die Anhebung als überfällig. Negative Realzinsen wie in der Finanzkrise seien nicht mehr erforderlich. Mit Blick auf Inflationsgefahren seien sie sogar gefährlich. (APA, Reuters, 14.12.2016)