Theatermacher Claus Peymann wird nächstes Jahr 80.

APA/HANS KLAUS TECHT

Wien – 536 Seiten dick ist die huldigende Materialiensammlung. Aber wollte man sie knappestmöglich zusammenfassen, böte sich gleich ihr erster Eintrag an. "Peymann rülpst – und schaut sich triumphierend um", lautet die Klassenbuchnotiz von 1947.

Vom unanständigen Körpergeräusch als Aufmerksamkeitserreger hat Claus Peymann später zwar Abstand genommen. Aufregung, Tumult und Skandal hat der Theatermacher seither aber weder verlernt noch weniger lieb gewonnen. Das kann das Wiener Burgtheater bezeugen.

Die größten Skandale des Hauses am Ring fallen in seine Zeit (1986–1999). Und mit ihnen unzählige Uraufführungen von Peter Handke, Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek. Man darf den 1937 in Bremen Geborenen folglich wohl einen Geburtsbegleiter der progressiven österreichischen Kultur nennen.

Sechs Jahrzehnte Arbeit

Nächstes Jahr wird er 80. Deshalb und zum bevorstehenden Abgang vom Berliner Ensemble (seit 1999 ist er dort Chef), ist eingangs erwähntes Opus Mord und Totschlag nun erschienen. Mittwochabend ward es im Burgtheater präsentiert.

Geboten wurde ein szenisches Lebendigwerden der darin gesammelten Briefe, Interviews, Reden und Abbildungen aus sechs Jahrzehnten Arbeit. Geisteswandel und Altersweisheiten hat er beigefügt.

Biografischer Parcours

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Dramaturgin Jutta Ferbers sowie Weggefährte Hermann Beil nahm Peymann für seine 47. Uraufführung Platz. Fliegend wechselten die drei die Rollen, mit keckem Charme führte der Gefeierte durch den biografischen Parcours:

Mit Mozart verglich er seine Inszenierungen, weil sie fröhlich enden statt schwer. Lokal seien seine Regien ausgerichtet, nämlich immer für die Stadt, in der sie entstünden. Er beschwor das Theater als "staatsfeindliche Subversion" und "fast religiös zu nennende Anstalt". Und er polterte gegen eine neue, sachunverständige Riege von Kulturpolitikern, die einem gegenübersäßen wie freundliche, leere Hemden.

Hoch vergnüglich machen den Band auch Archivmaterialien der Dichter, für die er Knotenpunkt wurde. Den Umschlag ziert eine neblige Bühne. Ein König hat darauf seine Krone an den Haken gehängt. (wurm, 16.12.2016)