Bettina Kogler wird ab 2018 dasTanzquartier Wien leiten.

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"Ich habe aber keine Angst vor Ihnen." So begrüßte Bettina Kogler zum Einstand ihrer ersten Festivalleitung potenzielle Kritiker ihrer Arbeit im damaligen dietheater Künstlerhaus. Leichthin, in freundlichem Kärntnerisch, aber bestimmt in der Sache: nur damit gleich alle Bescheid wussten.

Das war Anfang der Nullerjahre, als Kogler von den dietheater-Chefs Christian Pronay und Anna Thier zur Kuratorin des Festivals Imagetanz gekürt wurde, das sie ab 2003 bis inklusive 2012 leitete.

Jetzt ist die 1974 in Wolfsberg geborene studierte Kommunikationswissenschafterin und Ethnologin zur neuen Leiterin des 2001 eröffneten Tanzquartiers Wien (TQW) bestellt. Sie folgt Anfang 2018 auf Walter Heun, der vor sieben Jahren Gründungsintendantin Sigrid Gareis beerbte.

Kogler ist die erste gebürtige Österreicherin, die dem international hochrespektierten und lokal zuweilen heißdiskutierten Haus vorsteht – sowohl Heun als auch Gareis stammen aus Deutschland. Ihnen gegenüber hat sie einen echten Startvorteil: Sie kennt Wien, seine Tanz- und Performanceszene, das Publikum und die städtische Kulturpolitik in allen Facetten. Noch wichtiger ist: Bettina Koglers Gespür für wichtige und neue Entwicklungen im Tanz hat ihr den Ruf eines außerordentlichen kuratorischen Talents eingebracht. Bei Imagetanz nutzte sie die ihr dort gegebenen Freiheiten für Experimente mit neuen Formaten und präsentierte zahlreiche Arbeiten von Künstlern, die in der Folge zu echten Shots wurden.

Polterndes Auftreten und schicke Allüren vermeidet Kogler. Sie mag's eher freundlich und umgänglich, was vielleicht zuweilen darüber hinwegtäuschen mag, dass sie mit eisernem Willen für das eintritt, was sie sich vorgenommen hat.

Kogler steht für einen offenen Kunstbegriff auch im zeitgenössischen Tanz, den sie mit Umbrüchen der Gegenwart verbindet. Tanz mache es möglich, sagt sie, "neue Geschichten zu erzählen. Und zwar neue Geschichten für eine bessere Zukunft."

Mit dem aus Japan stammenden Wiener Performer-Choreografen Michikazu Matsune hat Kogler eine 16-jährige Tochter.

Mit ihrer Familie wollte sie in Wien bleiben, daher hat sie berufliche Einladungen ins Ausland bisher nie angenommen. Stattdessen hat sie das Tanzprogramm im Wuk erneuert und ist 2017 noch für den Performanceteil des Donaufestivals verantwortlich. (Helmut Ploebst, 15.12.2016)