Foto: Keiper

Da haben sich zwei gefunden. Zwei Meister der Fingerfertigkeit, um es präziser zu formulieren. Die Präsentation ihres Gemeinschaftswerks in der Wiener Buchhandlung Morawa war ein Event, bei dem sich zwei Mega- und Multitalente von ihrer charmantesten und allerbeschwingtesten Seite zeigten.

Die Rede ist von Harri Stojka und Walter Schmögner. Technisch unfassbar versierter Jazzmusiker und Gitarrist der eine, seit Jahrzehnten erfolgreicher Maler, Zeichner, Buchkünstler, Bildhauer und Bühnenausstatter der andere. Und, keineswegs zu vergessen, mit seinen Co&Mix seit vielen Jahren eine fixe Größe auf jeder Seite Acht des ALBUM.

Spezieller Dialog

Ihr Buch mit dem schönen Titel a guada tog oder a zprackta braucht kaan karakta ist eine Sammlung von Mundartgedichten, die Stojka seit einiger Zeit als künstlerische Zusatzaktivität zu seiner Tätigkeit als Musiker entdeckt hat. Mit jedem Gedicht tritt Schmögner als Zeichner in eine, in seine ganz spezielle Art des Dialogs, sodass sich die Texte und Zeichnungen zu einem größeren Ganzen fügen, als jedes Element für sich genommen beanspruchen könnte.

Stojkas Gedichte reihen sich in eine lange Tradition von Wiener Mundartgedichten ein (Hammerschlag, Weinheber, Artmann, Bayer, Rühm etc., you name them), und vielen der großen Vorfahren kann er problemlos das Wasser reichen. Die Ingredienzien von Stojkas Poesie sind klassische Wiener Ingredienzien: Hamur, Melancholie, Skurrilität und natürlich die Dauerpräsenz jener urwienerischen Populärfigur mit dem Namen "Tod" ("da tood hood iin schuuali ghoit").

"ka fettn auf de rippn"

Was es bei Stoijka sonst noch zu lesen gibt? Unbestreitbare geografische Fakten zum Beispiel: "scheibbs iis ned st. pöötn- / st.pöötn ned rovin- / rovin iis ned new dheli- / new dheli ned bealin." Einblicke in die Berufsphilosophie einer Klofrau: "bei mia heascht a schtregns regiment / ii loos nua deen eine, dea brennt." Einblicke in das Selbstbild eines Feschaks: "ea glaubt, ea kaunn a jede haum / braucht nua miin finga schnippn / muschgulöösa keepabau – ka fettn auf de rippn / zwaa stundn vuam schpiagl – sovü zeit muass sei / eine iin die boodewaunn voi schtingada pafei." Weisheiten über das Geschlechterverhältnis: "jez bin i boid sechzg und kauun sogn mid recht / iin woaheid saan d'frauen ... is sschoake geschlecht". Einsichten über sinnlose Wiener Wörter, in denen dennoch etwas drinsteckt: "maggilockn – krokodü / fetznschedl – grippegspü / oasch miid kropf – knedlkopf/gummiodla – heisltopf / jo i waas, dees hood kaan sinn / trotzdem steckt woos drinn – / des gibts hoit nua iin wien ... haaaallllo".

All diese wunderbaren Skurrilitäten von Harri Stojka sind, wie gesagt, aufs Gekonnteste umrundet von Schmögners kongenialen Zeichnungen – beides zeugt von einer ebenso produktiven wie inspirierenden Künstlerfreundschaft. a guada tog ist jedenfalls ein Büchlein, das sich auf jedem weihnachtlichen Gabentisch prächtig machen würde. (Christoph Winder, Album, 17.12.2016)