Katzenwäsche sieht süß aus, bringt aber Parasiten im Umlauf – sofern vorhanden.

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Man erkennt es manchmal am Maunzen: Die Katze kommt mit ihrem Jagderfolg nach Hause: Legt Maus oder Vogel an ihren Lieblingsplatz oder bringt die Beute ihren Besitzern als Geschenk. Aufseiten der Zweibeiner hält sich die Freude allerdings in Grenzen, aber die Jagd ist nun mal Teil des Wesens einer Katze. Natur eben. Ihr Trieb kann aus medizinischer Sicht jedoch problematisch sein – er leistet der Verbreitung von Toxoplasmose Vorschub.

Die Krankheit wird vor allem von werdenden Eltern gefürchtet, denn eine Neuinfektion der Mutter kann zu Fehlgeburt führen. Gesunden droht kaum Gefahr, sie stecken die Infektion ohne gröbere Symptome weg. Der Erreger, Toxoplasma gondii, ist ein Protozoon mit einem speziellen Lebenszyklus. Die Einzeller nisten sich als Parasiten im Körper von Säugern und Vögeln ein, als sogenannte Endwirte kommen allerdings ausschließlich Katzenarten infrage – von der Stubenmieze bis zum Sibirischen Tiger. Nur in deren Darmtrakt kann sich Toxoplasma geschlechtlich vermehren und massig Eikapseln, Oozysten, produzieren. Letztere kommen mit dem Kot in die Umwelt.

Besonders problematisch ist die Neigung des Parasiten zum Versteckspiel. Er lebt eingekapselt in den Zellen seines Wirtes. "Außerhalb kann er nicht lange überleben", erklärt der Veterinärmediziner Gereon Schares vom Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems bei Greifswald. Das Immunsystem macht dann kurzen Prozess mit dem Eindringling. Nur wenn ein Tier noch nie mit dem Krankheitserreger in Kontakt gekommen ist, hat es eine Chance. Die Abwehrkräfte erkennen ihn noch nicht als Gefahr und lassen ihn einige Zeit unbehelligt durch den Kreislauf vagabundieren. In diesem Stadium greift Toxoplasma auch Föten an, mit den oben genannten Folgen.

Mensch als Zwischenwirt

Homo sapiens und andere Warmblüter dienen den Protozoen als Zwischenwirte. Vögel sind anscheinend häufiger betroffen, als bislang angenommen wurde. Der ursprüngliche Ansteckungsweg verläuft über verschmutzte pflanzliche Nahrung. Nachdem sie den Katzenkörper verlassen haben, entwickeln sich die Oozysten durch Reifeteilung zu Sporozoiten, die in sehr robusten Kapseln ausharren, bis sie von einem Wirtstier aufgenommen werden. Im Darm angelangt, entstehen aus den Keimen hoch mobilen Tachyzoiten. Ihnen sind kaum Grenzen gesetzt, sie können praktisch den ganzen Körper durchstreifen.

Nach einigen Tagen setzt das Immunsystem dem munteren Treiben dann aber ein Ende. Unter Verfolgungsdruck geraten, verwandeln sich die Einzeller in Bradyzoiten und gehen in Klausur. Als Rückzugsort bevorzugen sie Nerven- und Muskelzellen. Gerne verkriecht sich Toxoplasma im Hirn seines Wirtes – so auch bei Menschen.

Dieses Einnisten soll letztlich den Wechsel zum Endwirt ermöglichen. Frisst eine Katze eine befallene Maus oder einen infizierten Vogel, schließt sich der Kreis. Im Verdauungstrakt des Raubtiers entern die nunmehr aktivierten Erreger die Zellen der Darmwand und starten dort die geschlechtliche Reproduktion. "Nach vier Tagen beginnt die Katze, Oozysten auszuscheiden", sagt Schares. Schwangere sollten Katzenklos fernbleiben. Was viele jedoch nicht wissen: Ob ein Stubentiger eine Ansteckungsquelle ist, lässt sich nur durch Untersuchung einer Kotprobe nachweisen, ein Bluttest zeigt die Gefahr nicht an. Katzen können auch Zwischenwirte sein, betont der Experte.

Auch andere Quellen

Sie infizieren sich zum Beispiel durch Artgenossen. Nur in diesem Fall lassen sich in ihrem Blut die typischen Antikörper nachweisen. Auf die Darmstadien reagiert das Immunsystem anders, wie Schares berichtet. Dadurch entgehen die Erreger dem Test.

Einer neueren Studie des deutschen Robert-Koch-Instituts zufolge dürfte von den Samtpfoten allerdings nicht das größte Risiko ausgehen. "Wir Menschen können uns auch über Gewebezysten infizieren", erläutert Schares. Hierfür scheint der Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch eine Hauptursache zu sein. Die so aufgenommenen Keime richten dieselben Schäden an wie die aus den Toxoplasma-Eiern hervorgegangenen Parasiten.

Für Katzenhalter bedeutet dies gleichwohl keine vollständige Entwarnung. Steckt sich eine Mieze zum ersten Mal über eine Maus oder einen Vogel an, kann sie bis zu drei Wochen lang Infektionsquelle sein. Reaktivierungen konnten bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden, aber Neuinfektionen sind möglich. Akut ausscheidende Katzen lassen sich medikamentös behandeln. Der Wirkstoff Toltrazuril hat diesbezüglich gute Ergebnisse gezeigt, ist aber noch nicht offiziell für diesen Zweck anerkannt. (Kurt de Swaaf, 7.1.2017)