Wien – Das Thema führt zu universitätsinternen Diskussionen: Während eines Symposions zu Ehren Manfred Nowaks im Dachgeschoß des Juridikums würdigte Martin Jäggle, emeritierter Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, die Arbeit des Wissenschafters und Menschenrechtsdiplomaten in einer Rede – und übte, wie der STANDARD erfuhr, Kritik an der Postenbesetzungspolitik.
Grund dafür: Nach der Pensionierung Nowaks mit Ende Juli als Professor für Internationales Recht mit Schwerpunkt Menschenrechtsschutz wird es am Institut für Völkerrecht der Rechtswissenschaftlichen Fakultät keine derartige Professur mehr geben. Stattdessen wurde eine Professur zum Thema Wirtschaftsrecht ausgeschrieben – Schwerpunkt Investitionsschutz.
Uni nicht mehr Ort für Menschenrechte
Damit drohe die Universität Wien sich als "Ort der Menschenrechte" zu verabschieden, sagte Jäggle vor dem versammelten akademischen Publikum. Wichtige Errungenschaften in Forschung und Lehre der vergangenen Jahre würden künftig in der Luft hängen und seien mittelfristig vielleicht sogar gefährdet. So etwa das 2014 gegründete interdisziplinäre Forschungszentrum Menschenrechte mit 15 Professoren von zehn Instituten aus fünf verschiedenen Fakultäten; Jäggle sitzt in dessen Steuerungsgruppe.
Im STANDARD-Gespräch bestärkt der Theologe seine Einwände. Schon die Durchsetzung von Nowaks Professur sei nicht einfach gewesen. 2007 sei der Posten als Stiftungsprofessur eingerichtet worden – mit, unter anderem, Mitteln der OMV. Erst ab 2011 sei er aus Universitätsgeldern allein finanziert worden. Seine Abschaffung signalisiere, "welch geringes Gewicht das Thema Menschenrechte im rechtswissenschaftlichen Diskurs in Österreich nach wie vor hat".
Dekan: "Querschnittsthema"
Dem widerspricht Paul Oberhammer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Menschenrechte seien ein Querschnittsthema. An der Uni Wien werde es an vielen Instituten weitergelehrt und beforscht – auch in den Rechtswissenschaften und auch von aktiven Professoren.
Zudem, so Oberhammer, habe es am Institut für Völkerrecht "nie eine Menschenrechtsprofessur gegeben". Nowak habe schlicht Internationales Recht gelehrt – "und eben sehr auf Menschenrechtsschutz fokussiert". Nowaks Beitrag an der Uni sei wichtig und werde anderweitig in verringerter Form fortgesetzt. Doch das gelte auch für die neue Professur über Investitionsschutz: "Das ist einer unserer Arbeitsschwerpunkte." (Irene Brickner, 22.12.2016)