Im Mittelpunkt standen gleich zwei nationalistische Politiker, die versprochen haben, ihr Land zu alter Größe zu führen. Der eine, Japans Premier Shinzo Abe, leistete am Dienstag beim Gedenken in Pearl Harbor ewige Friedensschwüre. Der andere, Donald Trump, war nicht anwesend.

Trotzdem stand der designierte US-Präsident im Fokus des letzten großen Symbolereignisses, das sein scheidender Vorgänger Barack Obama inszenierte. Der liberale US-Präsident und der geschichtsrevisionistische Premier Japans haben ihre Staaten in den vergangenen Jahren enger aneinandergebunden als je zuvor. Nun fürchtet Obama um sein Vermächtnis und Abe um seine Zukunft.

Ihr wohl größtes gemeinsames Projekt ist schon Geschichte: Trump wird das gerade erst vereinbarte Freihandelsabkommen TPP begraben. Doch der äußere Widersacher, gegen den sich auch TPP gerichtet hätte, bleibt: Obama will den Einfluss der USA gegen China verteidigen und dafür die Allianz mit Japan möglichst fest zementieren. Abe will weiter auf den Schutz der USA bauen können; gegen Nordkorea, aber eben auch gegen Pekings Ambition.

Das sollte China-Kritiker Trump ansprechen. Doch ein Treffen mit Abe zwei Wochen nach der US-Wahl hat den künftigen Präsidenten nicht vom Wert angeblich teurer traditioneller Allianzen überzeugt. Dass Trump sich nun von der Beschwörung der Kooperation und Toleranz beeindrucken lässt, ist zu bezweifeln. Aber den Versuch war es wert. (Manuel Escher, 28.12.2016)