Es wäre ein interessantes Gespann geworden – Rumäniens Staatschef Klaus Iohannis, Angehöriger der kleinen protestantisch-deutschen Minderheit, und Sevil Shhaideh, die der ähnlich kleinen muslimisch-tatarischen Minderheit angehört, als Premierministerin. Als solche war sie von den Sozialdemokraten (PSD) nach dem Wahlsieg Mitte Dezember vorgeschlagen worden. Das Duo wäre in einem zu über 80 Prozent christlich-orthodoxen Land eine kleine Sensation gewesen. Auch wäre Shhaideh, Großenkelin des bekannten rumänisch-türkischen Historikers Kemal Karpat, in der EU die erste Regierungschefin geworden, die bei der Angelobung die Hand auf den Koran statt auf die Bibel gelegt hätte.

Nach ihrem Informatik- und Projektmanagementstudium in Constanța und Bukarest absolvierte die heute 51-Jährige in den USA Fortbildungen in den Bereichen öffentliche Verwaltung und NGOs. Mehr als 20 Jahre lang war sie Beamtin beim Kreisrat von Constanța, der größten Stadt an der Schwarzmeerküste und dem Zentrum der muslimischen Gemeinschaft in Rumänien. Dort stand sie unter anderem der Informatikabteilung vor.

Ab 2004 arbeitete sie laut Medienberichten im Rahmen ihrer Tätigkeit für den Kreisrat erstmals mit PSD-Chef Liviu Dragnea zusammen. Außerdem geriet sie in die Einflusssphäre von Nicusor Constantinescu, dem berüchtigten ehemaligen Kreisratsvorsitzenden von Constanța, der später wegen Korruption zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. Dragnea und Constantinescu waren Shhaidehs Trauzeugen bei ihrer zweiten Eheschließung mit einem syrischen Ingenieur.

2012 wurde Shhaideh Staatssekretärin im Ministerium für Regionalentwicklung und öffentliche Verwaltung. 2015 war sie kurz Regionalentwicklungsministerin in der PSD-Regierung unter Premier Victor Ponta, bevor diese wegen Korruptionsvorwürfen zurücktrat.

Erst 2015 trat sie in die PSD ein. Abgesehen davon hat sie kaum politische Erfahrung – was in Rumänien, wo Politik oft pauschal mit Korruption gleichgesetzt wird, nicht unbedingt eine schlechte Voraussetzung wäre. Shhaideh bringt die mangelnde Expertise aber den Vorwurf ein, sie sei eine leicht manipulierbare Marionette Dragneas, der nicht selbst Premier werden kann, weil er wegen Wahlbetrugs vorbestraft ist. Ob dies der Grund ist, warum sie der Staatspräsident abgelehnt hat, oder doch ihr muslimischer Glaube, wie viele spekulieren, bleibt vorerst Klaus Iohannis' Geheimnis. (Laura Balomiri, 28.12.2016)