Rom/Berlin – Der italienische Anti-Mafia- und Anti-Terrorismus-Oberstaatsanwalt Franco Roberti hat nach der Tötung des mutmaßlichen Berlin-Attentäters Anis Amri vor der Gefahr fundamentalistischer Anschläge in Italien gewarnt. "Italien ist nicht nur ein Transitland für Terroristen. In unserem Land finden sie logistische Unterstützung", sagte Roberti der Tageszeitung "La Repubblica" am Donnerstag.

In Italien würden Terroristen Zuflucht bei Bekannten und falsche Papiere finden. "Es ist kein Zufall, dass in Neapel, Caserta, Bari und Rom Zentralen geschaffen wurden, die den Migranten falsche Dokumente ausstellen", erklärte Roberti in Hinblick auf eine lukrative Einkommensquelle für Kleinkriminelle, die gleichzeitig den Terroristen entgegenkommt.

"Viele mögliche Terroristen festgenommen"

Der Staatsanwalt lobte die Arbeit der italienischen Ermittler. Diese hätten dafür gesorgt, dass bisher keine Anschläge in Italien verübt wurden. "Viele mögliche Terroristen sind festgenommen und ausgewiesen worden. Wir konnten sie noch in der Phase ihrer Radikalisierung stoppen. Die Vorbeugung hat funktioniert. Doch die Gefahr besteht", sagte der Ermittler.

Der Oberstaatsanwalt beschuldigte Europa, Italien im Umgang mit dem Flüchtlingsnotstand und der Terrorgefahr alleingelassen zu haben. "Das kann nur gefährlich sein", sagte Roberti. (APA, 29.12.2016)