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Einen venezuelanischen 100-Bolivar-Schein dem Feuer preiszugeben, kommt nicht allzu teuer: Im offiziellen Umtausch entspricht er bloß 14 Eurocent, am Schwarzmarkt einen Bruchteil davon.

Foto: CARLOS EDUARDO RAMIREZ

Caracas/Neu-Dehli – Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat die Frist für die Abschaffung der beliebten 100-Bolivar-Banknote erneut verschoben. Der größte Geldschein des Landes bleibe nun bis zum 20. Jänner gültig, verkündete Maduro am Donnerstag – "damit jeder in Ruhe Neujahr feiern kann".

Eigentlich sollte der 100-Bolivar-Schein schon Mitte Dezember seine Gültigkeit verlieren. Nach wütenden Protesten und Plünderungen verschob Maduro die Frist zunächst auf den 2. Jänner.

Der Präsident hatte die Abschaffung der Banknote mit dem Kampf gegen die Mafia begründet. Internationale Banden hätten in 100-Bolivar-Scheinen Milliarden ins Ausland verschoben.

475 Prozent Inflation

Die Banknote ist wegen der hohen Inflation in Venezuela – nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) liegt sie 2016 bei 475 Prozent – offiziell nur noch umgerechnet 15 US-Cent wert (14,35 Euro-Cent), auf dem Schwarzmarkt sogar noch viel weniger. Die Venezolaner brauchen deshalb riesige Mengen Geldscheine, um ihre Einkäufe bezahlen zu können.

Mit der Abschaffung des 100-Bolivar-Scheins sollen neue, größere Banknoten eingeführt werden. Die Zentralbank versicherte am Donnerstag, 2,9 Millionen neue 20.000-Bolivar-Noten und 4,5 Millionen 5.000-Bolivar-Scheine seien bereits aus Malta eingetroffen. 60 Millionen 500-Bolivar-Scheine habe die Zentralbank bereits in den vergangenen Tagen bekommen.

Eingeführt wurden die neuen Banknoten aber noch nicht. Bisher gibt es nur eine neue Münze im Wert von 50 Bolivar. Sie ist seit Mittwoch im Verkehr. Zentralbankchef Jose Khan teilte mit, das Datum für die Ausgabe der neuen großen Scheine werde im Jänner bekanntgegeben.

Warten in Indien

Auch in Indien warten an vielen Orten Menschen noch immer auf Bargeld. Die Regierung verpasste damit eine selbstgesetzte Frist, bis zu der sich die Lage im Land nach einer radikalen Bargeldreform normalisieren sollte. Premierminister Narendra Modi hatte in einer emotionalen Rede im November der Bevölkerung versprochen, dass zum Jahresende wieder Normalität herrschen würde.

"Ertragt den Schmerz für 50 Tage, gebt mir Zeit bis zum 30. Dezember", lautete der Kernsatz seiner Rede. In der Nacht auf den 9. November hatte Modi überraschend alle Geldscheine im Wert von mehr als 100 Rupien (1,4 Euro) für ungültig erklärt. Neues Bargeld erhält nur, wer seine alten Scheine zuvor auf ein indisches Bankkonto einzahlt. Der unerwartete Schritt entzog dem Land auf einen Schlag 86 Prozent des im Umlauf befindlichen Bargelds.

Leere Bankomaten

Der Notenbank gelang es bisher jedoch nicht, das fehlende Bargeld durch genügend neu gedruckte Scheine zu ersetzen. Noch immer sind Bankomaten leer. Zudem endete am Freitag die Frist, bis zu der die alten Scheine noch bei der Bank eingezahlt werden durften. Auch an diesem letzten Tag bildeten sich lange Schlangen vor den Filialen der indischen Notenbank, wie Bilder zeigten.

Bargeldabhebungen bei der Bank sind nach einer Vorgabe der Regierung auch weiterhin auf weniger als 350 Euro pro Woche limitiert. Zahlreiche Medien berichteten auch am Freitag noch von anhaltenden Problemen insbesondere bei der armen Landbevölkerung. Mehr als die Hälfte davon hat laut Schätzungen kein eigenes Konto, was für einen Umtausch der alten Scheine nötig wäre. (APA, 30.12.2016)