Astrobiologin und leidenschaftliche Fußballspielerin: Ruth-Sophie Taubner.

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Wien – Ruth-Sophie Taubner hat, anders als so oft in der Astronomie, nicht mit Erdkörpern von unvorstellbaren Dimensionen zu tun. Die Astrobiologin, die derzeit an der Universität Wien promoviert, widmet ihre Forschung dem Eismond Enceladus, der um den Gasplaneten Saturn kreist. Enceladus ist in etwa so groß wie Österreich. Der auf den ersten Blick unauffällige Mond ist etwas Besonderes. 2005 konnte die Nasa-Sonde Cassini Geysire auf seinem Südpol beobachten; heiße Quellen, die eruptionsartig an der Oberfläche des Saturnmondes ausgestoßen werden. Man nimmt an, dass diese einem unterirdischen Wasserozean entspringen.

Wasser ist eine entscheidende Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Und hier wird Enceladus für Taubner interessant. Sie geht der Frage nach, ob solches Leben unter den Bedingungen, die auf dem Eismond herrschen, möglich wäre. Es wäre in jedem Fall ein harsches Dasein, die potenziellen Lebewesen müssten ohne Sauerstoff auskommen und von Photosynthese unabhängig sein.

Simulationen

Nun ist Enceladus zwar nicht besonders groß, aber sehr weit weg. Taubner arbeitet daher mit Simulationen. Sie versucht die Umweltbedingungen, die auf dem Mond herrschen, in ihrem Labor möglichst genau nachzubauen, etwa die physikalischen und geochemische Zustände wie Druck, pH-Wert und Wasserstoffmenge. Dann werden Mikroorganismen diesen Zuständen ausgesetzt.

Die methanbildenden Mikroorganismen, mit denen Taubner arbeitet, sogenannte Methanogene, sollen dabei aber nicht allein überleben. "Das ist nicht nur ein Stresstest, in dem geschaut wird, ob sie lebend wieder rauskommen. Wir untersuchen, ob sie sich unter diesen Bedingungen vermehren können", sagt die Astrobiologin. Das wäre der ultimative Beweis dafür, dass die Organismen – und damit Leben, so wie wir es kennen – generell in einem solchen extraterrestrischen Habitat lebensfähig wären.

L'Oréal-Stipendium For Women in Science

Für den Abschluss ihrer Dissertation bekam Taubner heuer das L'Oréal-Stipendium For Women in Science, das von der Akademie der Wissenschaften und der Unesco-Kommission vergeben und vom Wissenschaftsministerium finanziell unterstützt wird. Taubner spielt leidenschaftlich gern Fußball, was auch bei der Stipendien-Verleihung deutlich wurde, wo sie von ihrer Mannschaft bejubelt wurde.

Das Stipendium ermöglicht ihr, die finalen Experimente an den Methanogenen durchzuführen. Sie kooperiert dazu mit dem Institut für Chemische Technologie Organischer Stoffe der Universität Linz, wo die Mikroorganismen in einem Hochdruckreaktor bis zu 90 Bar aushalten müssen. "Das entspricht einem Druck, wie er in etwa 900 Meter unter Wasser herrscht", sagt Taubner. Die bisherigen Ergebnisse wiesen darauf hin, dass es auch weit entfernt der Erde mögliche Lebensräume für terrestrisches Leben geben kann. Die Erkenntnisse, die Taubner in ihren Simulationen gewinnt, sollen zukünftige Missionen zu solchen Erdkörpern unterstützen.

Mit den letzten Ergebnissen aus Linz wird Taubner ihr Projekt bald abschließen. "Dann geht es ans Daumendrücken, ob die Projekte, die wir eingereicht haben, bewilligt werden." In ihrem Post-Doc möchte sie ihrem Forschungsfeld treu bleiben, sich aber auf Biotechnologie konzentrieren. (Julia Grillmayr, 8.1.2017)