Wien/Salzburg/Kärnten – 1976 hatte der erste Golf GTI seinen Auftritt. Die Macher rechneten mit einem Emotionalisierungseffekt für den aus gutem Grund biedermännisch konzipierten Käfer-Nachfolger Golf, aber mit eher marginalem Käuferinteresse. Das Gegenteil war der Fall, das Ding verkaufte sich wie wild, offensichtlich war der Bedarf an einem leistbaren Volkssportler größer, als die Wolfsburger und sämtliche Konkurrenten, mit Ausnahme von Ford (Escort) und Opel (Kadett) vielleicht, vermutet hatten.

Frontschürze, Heckspoiler und -diffusor wurden für den GTI Clubsport neu entwickelt, schließlich wollen bis zu 290 PS im Fahrbetrieb bewältigt werden.
Foto: Andreas Stockinger

Inzwischen verkauften sich die GTIs sämtlicher Golf-Generationen über zwei Millionen Mal, ein einsamer Rekord. Ein Rekord, der gut passt zum 40-Jahr-Jubiläum, das VW mit dem GTI Clubsport beging. Es gab da auch noch den Clubsport S, den mit 310 PS mit Abstand stärksten aller bisherigen GTIs, limitiert aber auf 400 Stück, und selbst VW sah dieses Gerät als "Gratwanderung zwischen Straßen- und Motorsportfahrzeug".

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Beim "normalen" Clubsport ist das anders, der ist alltagstauglich wie jeder beliebige Golf, kann aber zudem auf böse, krawallig (optisch mehr als akustisch) und richtig seriös sportlich, und bevor wir uns hineinsetzen und eine Runde drehen, vergegenwärtigen wir uns den Ausgangspunkt, immerhin reflektiert der Clubsport-GTI ja auf den Anfang vor 40 Jahren.

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Damals fand sich ein 1,6-Liter-Aggregat mit mechanischer Benzineinspritzung und 110 PS unter der Haube. Das Kürzel, dies nur en passant als Information an den neuen Herrn Bundespräsidenten, der sich mit militärischen Angelegenheiten womöglich erst mäßig gut auskennt, steht nicht für Generaltruppeninspektor – ranghöchster Offizier des Bundesheeres – und fällt somit nicht in seinen Kompetenzbereich. Nein, GTI steht vielmehr für Gran Turismo Injection und müsste heute folgerichtig GTTI heißen: Gran Turismo Turbo Injection.

Sportundspaßgerät

Bei 265 PS halten wir nun beim GTI Clubsport, bereitgestellt von einem 2,0-Liter-Turbo, kurzfristig (zehn Sekunden) sind dank Boost-Funktion gar 290 möglich, und dank Sperrdifferenzial an der Vorderachse lässt sich die Leistung bei trockenem Untergrund phänomenal gut umsetzen. Was für ein Sportundspaßgerät! Aus Jubiläum destillieren wir Jubel, der Motor tut dies auch – vor allem im Einsatzmodus –, wenngleich er überraschend dezent daherrotzt.

Foto: Andreas Stockinger

Leistungsmäßig ist nicht mehr viel Luft zum Golf R (300 PS), der Allrad und damit noch ganz andere Möglichkeiten hat. Aber egal, es geht hier um das GTI-Jubiläum, und damit man das nicht nur (er)fährt, sondern auch sieht, wurden Interieur und Karosseriedetails "individualisiert". Dazu zählen innen ein Alcantara-Lenkrad mit roter "Kimme" zum Anvisieren der Ideallinie, außen neue Frontschürze und Seitenschweller, ein "aerodynamisch innovativer Dachkantenspoiler" und ein eigens entwickelter Heckdiffusor. Kein Aufputz, sondern alles streng auf Performance und Fahrstabilität hingetrimmt. Geniales Auto für GTI-Fans – leider sind aber nur noch wenige Clubsport verfügbar. (Andreas Stockinger, 6.1.2016)

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Nachlese:

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Honda Civic Type R: Schürzenjäger

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