Wien/Bogenfeld/Langenlois – Der Mercedes war uns ein verlässlicher, freundlicher und fast freundschaftlicher Begleiter, der uns sicher durch die unwägbaren Fährnisse brachte, die die Zeit um die Feiertage zwischen Weihnachten und Neujahr mit sich bringen.

Wir reisten nach Kärnten, bogen dort in den Bogenfeldweg, waren mehrfach froh über den Allradantrieb, auch wenn der Dezember noch mit Schnee geizte, wir peilten zielsicher Langenlois an, wo es auf minus zehn Grad abkühlte und die Straßen spiegelglatt wurden, wir priesen abermals den Allradantrieb und freuten uns aufrichtig über die außergewöhnliche Strahlkraft der Sitzheizung. Und immer fand sich jemand, der am Weinglas bestenfalls genippt und dieses nicht haltlos hinuntergestürzt hatte, um uns dann sicher zu chauffieren, was nicht ausnahmslos ich selber war.

Foto: Michael Völker

Der CLA ist so etwas wie ein kleiner Mercedes, ein kompakter Wagen mit der Silhouette eines Coupés, also grundsätzlich etwas sportlicher im Erscheinungsbild, aber doch mit vier Türen ausgestattet. Die flache Linie bringt es allerdings mit sich, dass sich vier Personen im Wagen etwas beengt fühlen, lange Strecken mag man so nicht zurücklegen. Allein und zu zweit ist es aber recht heimelig. Wenn man auf hintere Beine keine Rücksicht nehmen muss, ist vorn jedenfalls ausreichend Platz vorhanden.

Für Unentschlossene

Der CLA ist gewissermaßen ein Einsteigermodell in die Welt von Mercedes, das betrifft gleichermaßen Preis wie Größe, und ist bestens für jene geeignet, die sich zwischen Coupé und Limousine nicht entscheiden können. Der CLA kann gewissermaßen beides.

Foto: Daimler

Uns wurde eine bescheidene Ausstattungsvariante zugewiesen, mit der man grundsätzlich gut leben kann, am ehesten würden wir in hochwertigere Sitze investieren. Prinzipiell ist die Auswahl, in Extraausstattung zu investieren, recht weitreichend. In unserem Fall summieren sich zum Grundpreis von etwa 40.000 Euro für den Zweiliterdiesel mit Allrad noch 10.000 Euro, ohne dass man hernach in überbordenden Luxus schwelgen würde.

Foto: Michael Völker

Prinzipiell ist der CLA ja kein neues Modell, aber er wurde 2016 mit einem sorgsamen Facelift aufgewertet und überarbeitet. Stoßfänger und Grill sind neu, auch die Leichtmetallräder. Der Wagen präsentiert sich insgesamt dynamischer, die Innenausstattung wurde ebenfalls aufgemöbelt. Was die Motorisierung anbelangt, ist zwischen Sparen und Protzen alles drin. Das beginnt mit dem 180_d, ein effizienter Diesel mit übersichtlichen 109 PS, und endet mit einer AMG-Version, die 381 PS leistet. Der von uns getestete CLA 200 d leistet 136 PS, damit kann man gut auskommen. Wer beim Fortkommen allerdings den Fahrspaß und nicht den Komfort in den Vordergrund stellt, sollte sich eine stärkere Variante (etwa den Diesel mit 177 PS oder einen Benziner) überlegen. Damit würde man der optischen Andeutung des Wagens eher gerecht. Dafür blieben wir im 200 d bei einem Verbrauch von sechs Liter im Schnitt.

Grafik: der Standard

In Langenlois erwarteten uns zu Silvester Karl Schwillinsky, der die Zier der Bescheidenheit rücksichtsvoll anderen überlässt und Himmel und Hölle in Bewegung setzte, um ein opulentes Menü zu servieren. Gekrönt wurde es von ziegelsteingroßen Cremeschnitten, eine Herausforderung für das neue Jahr. Dazu servierte Barbara Öhlzelt ihre fantastischen Weine und stellte auch jenen Tropfen auf den Tisch, den Daniel Glattauer in seinem Weingarten in Feuersbrunn am Wagram liebevoll heranzieht. Gut gegen Nordwind ist er jedenfalls. (Michael Völker, 11.1.2017)

Nachlese:

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