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Österreichs Damen-Team ist ausgedünnt.

Foto: Reuters/Ebenbichler

Zagreb – Während im US-Lager Lindsey Vonn und Julia Mancuso vor dem Comeback stehen, gehen dem ÖSV im WM-Winter schön langsam die Damen aus. Der jüngste Ausfall betrifft mit Cornelia Hütter die beste Speed-Spezialistin und damit eine der wenigen echten Medaillen-Hoffnungen für St. Moritz.

Der seit 2013 amtierende Damenchef Jürgen Kriechbaum blickt damit einen Monat vor den Titelkämpfen 2017 auf keine einfache Situation. Bei seinem Amtsantritt war das Abfahrtsteam dünn aufgestellt gewesen, fast gleichzeitig trat mit Jessica Depauli ein Riesen-Talent zurück. Gleiches taten bald darauf mit Marlies Schild (2014) sowie Kathrin Zettel, Nicole Hosp und Andrea Fischbacher (alle 2015) in kurzer Zeit gleich mehrere hochkalibrige Siegfahrerinnen und Medaillengewinnerinnen. Im Oktober 2015 verletzte sich zudem Zugpferd Anna Veith schwer am Knie.

Während sich rund um Veith wenigstens das von Talent Hütter angeführte Speed-Nachwuchslager zunehmend gut entwickelte hatte – im Vorjahr gelangen der Steirerin sowie Mirjam Puchner sogar die ersten Siege – und Eva-Maria Brem im Riesentorlauf die Kugel holte, musste man anderswo massive Rückschläge hinnehmen.

Erst kürzlich am Semmering kehrte die zweifache Gesamtweltcupsiegerin Veith nach 14-monatiger Verletzungspause wieder vorsichtig zurück, gleichzeitig verlor man diesen Winter aber praktisch in jeder Disziplin wieder die Beste. Zuerst Brem, dann Slalom-Spezialistin Carmen Thalmann, nun Hütter. Zwischendurch mussten Talente wie Tamara Tippler, Ricarda Haaser oder zuletzt Katharina Gallhuber mit kleineren Blessuren pausieren. Das Slalom-Team ist seit zwei Jahren ohne Podestplatz.

"Es ist sehr verhext und sehr traurig, dass es eine nach der anderen erwischt. Ich persönlich habe in meiner Trainerzeit noch nie annähernd so etwas erlebt und kann mich auch nicht erinnern, dass es schon einmal so extrem war", sagte Kriechbaum. "Irgendwo glaubt man dann nicht mehr an Zufall."

Aus der einstigen Damen-Erfolgstruppe sind mit Ex-Doppelweltmeisterin Elisabeth Görgl und Michaela Kirchgasser noch zwei Routiniers aktiv. Die bald 36-jährige Görgl kämpft mit einer Formkrise, Kirchgasser (31) schafft trotz ihrer Knieprobleme anständige Ergebnisse.

Die Salzburgerin glaubt, einen Grund für die vielen Verletzungen in der Hoch-Risikosportart Skirennlauf zu kennen. "Wir wissen alle, dass bei jedem Schwung die Möglichkeit eines Fahrfehlers und einer Verletzung besteht. Aber das nimmt man in Kauf, wenn man dafür gut fährt", analysierte sie die Situation.

Das Problem ist für Kirchgasser der Faktor Rennläufer. "Der Sportler sucht immer 100 Prozent. Ist man mit dem Material am Limit, probiert man es mit noch engeren Linien und noch mehr Risiko. Irgendwann geht sich das von den Schwerkräften und G-Kräften dann nicht mehr aus", ist die dreifache Team-Weltmeisterin überzeugt. "Oft hast eine arge Brezn und es passiert nichts. Manchmal passt aber alles ganz blöd zusammen und dann gibt etwas nach. Und wenn das nicht das Material ist, ist es eben der Körper. Er ist und bleibt der schwächste Teil."

Diese Erfahrungen hat auch Vonn schon mehrmals schmerzlich gemacht. Zuletzt am 10. November mit einem Oberarmbruch.

Seit dieser Woche steht die an Siegen (76) erfolgreichste Rennläuferin aller Zeiten wieder auf Ski, wegen des intensiven Schneefalls ist sie in Vail bisher über zwei Powder-Tage aber noch nicht hinaus gekommen.

"Ich nehme es ab jetzt von Tag zu Tag. Aber ich habe noch keine konkreten Pläne für ein Comeback. Alles andere ist reine Spekulation", erteilte sie am Donnerstag per Twitter Vermutungen, sie sei schon kommende Woche in Zauchensee wieder fix am Start, aber eine Absage. (APA, 5.1.2016)